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Energiewende in Thailand? Same, same – but different

Foto: Fabian Zuber

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Fabian Zuber, 22.03.12
Die deutsche Energiewende sei ein Vorbild für die ganze Welt, hat Bundesumweltminister Norbert Röttgen kürzlich selbstbewusst verkündet. Mit Blick auf die internationalen Entwicklungen führt der siebte Teil der Reihe „Energiewende weltweit?“ nach Thailand. Der südostasiatische Staat hat in den letzten Jahren bemerkenswerte Bemühungen beim Ausbau der Erneuerbaren Energien unternommen. Aber kann man hier von einer Energiewende sprechen?

Thailand ist bisher in hohem Maße abhängig von fossilen Energieimporten. Über 80 Prozent des Stroms werden derzeit aus Öl, Gas und Kohle gewonnen. Der Bedarf im Land könnte sich nach Schätzungen der Regierung zudem in den kommenden 20 Jahren von rund 24 Gigawatt (GW) auf über 50 GW verdoppeln. Da verwundert es nicht, dass der Zuwachs auch im Bereich der Erneuerbaren erfolgen soll. Deren Anteil am Gesamtenergieverbrauch will die Regierung bis 2021 auf 25 Prozent steigern.

Anreize dafür bietet unter anderem eine Stromeinspeiseverordnung. Torsten Fritsche von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) sieht die Förderung „definitiv als einen Erfolg“ an. Im Auftrag der Exportinitiative des Bundeswirtschaftsministeriums koordiniert er das Projektentwicklungsprogramm für Erneuerbare Energien in Südostasien. Tatsächlich werden im Land auch große Solarprojekte umgesetzt, wie die kürzlich ans Netz gegangene Nakhon Ratchasima Solar Farm mit einer Kapazität von 7,5 MW. „Alle Zahlen zeigen, dass nach der Einführung der zusätzlichen Einspeisetarife sowie weiterer politischer Fördermaßnahmen ein ähnlicher Boom wie in Deutschland eingetreten ist“ meint Fritsche. Thailand gelte dahingehend als „Musterbeispiel in der Region“. Auch Jost Pachaly und Wanun Permpibul im Büro der Heinrich-Böll-Stiftung in Bangkok begrüßen die politischen Ansätze der Regierung als „guten Anfang.“  Aber um die Investitionen wirklich zum Laufen zu bringen, brauche es weitere Verbesserungen bei den Vergütungsstrukturen, der Planungssicherheit und den Umweltstandards.

Nukleare Gedankenspiele

Während die endgültige Abkehr vom Atomstrom als Grundpfeiler der deutschen Energiewende gilt, gibt es in Thailand gegenteilige Tendenzen. „Gemäß des Energieplans der Regierung von 2010 ist vorgesehen, die Errichtung von fünf Atommeilern zu prüfen und den ersten bis 2020 ans Netz zu bringen“, berichtet die Heinrich-Böll-Stiftung. Es gäbe aber wachsenden Widerstand gegen diese Politik: „Die lokale Opposition gegen Kohle- und Atomkraftwerke ist enorm. Bürger verlangen nach regionalen Lösungen mit erneuerbaren Technologien. Sie werden zunehmend zu einer treibenden Kraft für die Energiewende. Mit dem Reaktorunfall in Fukushima wurde die Entscheidung über die atomaren Investitionen denn auch erst einmal um weitere drei Jahre aufgeschoben“.

Thailand kann erste Erfolge beim Ausbau sauberer Energietechnologien vorweisen. Mit einer Energiewende nach deutschen Verhältnissen sei dies aber nicht gleichzusetzen, urteilen die Beobachter: “Wir sehen keinen revolutionären Schwenk, was die Politik der Regierung betrifft“, meinen Pachaly und Permpibul. Und auch Fritsche stellt klar: „Eine Energiewende, gerade im Strombereich, haben wir in Thailand noch nicht erreicht.“ So gesehen agieren Deutschland und Thailand zwar in vielen energiepolitischen Fragen vergleichbar, aber eben auch sehr unterschiedlich. Oder wie man in Thailand gerne sagt: Same, same – but different!

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