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Interview der Woche

„Alle brauchen schnell Planungssicherheit“

Interview: Bernward Janzing, 31.01.14
… sagt Felix Losada, Sprecher der Nordex SE, angesichts der aktuellen Entwicklung des Windenergieanlagenmarkts. Wie die Deutsche Windguard im Auftrag des VDMA und des Bundesverbands WindEnergie berechnet hat, wurden in Deutschland 2013 insgesamt 1154 Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 2998,41 Megawatt neu installiert – ein gutes Ergebnis. Aber wird es 2014 so weitergehen?

In Deutschland wurden im Jahr 2013 1154 Onshore-Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 2998,41 Megawatt (MW) neu installiert. Davon entfallen mindestens 766 MW auf das Repowering von Anlagen, zugleich wurden rund 258 MW an alten Anlagen zurückgebaut. Zum Jahresende gab es in Deutschland 23.645 Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 33.729,83 MW, wie die Deutsche Windguard im Auftrag des VDMA und des Bundesverbands WindEnergie berechnet hat. Damit stieg der Zubau im Vergleich zum Vorjahr um fast 30 Prozent. Die durchschnittliche 2013 installierte Anlage hat eine Nabenhöhe von 117 Metern, einen Rotordurchmesser von 95 Metern und eine Leistung von knapp 2,6 Megawatt. Bei der regionalen Verteilung des Zubaus liegt neben den norddeutschen Bundesländern auch Rheinland-Pfalz auf einer Spitzenposition. Mit mehr als 2.300 MW steht dort mehr Windkraftleistung als in allen anderen südlichen Ländern zusammen. Auch im Offshore-Bereich erreichte die neu installierte Leistung 2013 einen Höchstwert – wenn auch auf deutlich niedrigerem Niveau. Etwas mehr als 520 MW sind auf See mittlerweile in Betrieb, Anlagen mit weiteren 395 MW warten noch auf den Anschluss ans Netz.

neue energie: Herr Losada, im Jahr 2013 wurde in Deutschland so viel Windkraft –bezogen auf die Leistung - zugebaut, wie zuletzt vor zehn Jahren. Wird es nach Ihrer Einschätzung auch 2014 in ähnlichem Stil weitergehen?

Felix Losada: Auch für das laufende Jahr erwarten wir für Nordex wachsende Installationszahlen in Deutschland. Mit dieser Entwicklung rechnen wir seit längerer Zeit, da die Unsicherheit über die zukünftige Vergütung in Deutschland Vorzieheffekte auslöst. Dabei gehen wir davon aus, dass die Bundesregierung den Vertrauensschutz ernst nimmt und die Frist des 22. Januar 2014 für die Vergütung nach dem neuen EEG kippt. [Anm. d. Red.: Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel hatte in seinem Eckpunktepapier zur Energiewende angekündigt, den Vertrauensschutz auf jene Projekte zu beschränken, die vor dem 22. Januar immissionsschutzrechtlich genehmigt wurden.] Für 2015 ist es für alle Beteiligten – Projektentwickler, Banken, Zulieferer und Hersteller – wichtig, sehr schnell klare politische Planungssicherheit zu haben. So liegen in den ersten Entwürfen der EEG-Novelle heute noch keine konkreten Vorschläge für die Anfangsvergütung vor.

ne: Wie sehen Sie den deutschen Markt in den kommenden Jahren im internationalen Vergleich?  Wird Deutschland weiterhin zu den großen europäischen Absatzmärkten zählen?

Losada: Im europäischen Vergleich wird Deutschland in den kommenden Jahren sicher weiterhin zu den bedeutenden Absatzmärkten zählen. Erste Planungen der Bundesregierung sehen heute einen Ausbaukurs für preiswerten Strom aus Wind an Land bei jährlich gut 2500 MW. Wichtig ist dennoch, dass die oben genannten bestehenden Unschärfen in den Entwürfen der Politik schnell beseitigt werden. Zudem müssen wir zu einem vernünftigen Ausschreibungsmodell kommen. Auch um die Forderungen der EU zu berücksichtigen. In den asiatischen Märkten konzentriert sich Nordex auf vielversprechende ausgewählte Märkte wie Pakistan oder die Philippinen, hier erwarten wir in den kommenden Jahren ein signifikantes Wachstum. Als Absatzmarkt ist China, wie auch in der Vergangenheit der indische Markt, nicht mehr in unserem Fokus.

ne: Die durchschnittliche Generatorleistung der Onshore-Anlagen reichte 2013 in Deutschland nahe an die Marke von 2600 Kilowatt heran – nochmals ein deutlicher Sprung nach oben, im Vergleich zum Vorjahr. Ist damit bald das Ende der Fahnenstange erreicht, oder wie weit könnte die mittlere Anlagenleistung in den nächsten Jahren noch steigen?

Losada: Im Jahr 2013 hat Nordex mit der Einführung der Turbinenflotte der Generation Delta effiziente Anlagen der 3 – 3,3 MW-Klasse für alle Windklassen ins Programm aufgenommen. So gesehen, wird aus unserer Sicht auch die durchschnittliche Generatorleistung bei den Installationen dadurch leicht anziehen. Entscheidend ist aber vielmehr, die Stromgestehungskosten weiter zu senken. Neben Effizienz spielt auch Ertragsstärke dabei eine große Rolle.

ne: Auch die Nabenhöhe ist mit durchschnittlich 117 Metern immer weiter gestiegen. Wird hier langsam die Luft dünn, oder werden die Türme weiter wachsen?

Losada: Wir haben bereits heute im Binnenland Anlagen mit Turmhöhen von 140 Metern errichtet. So wird sicher auch der Durchschnittswert von 117 Meter bei entsprechender Anzahl an Anlagen im Binnenland weiter steigen. Weitere Schritte berühren das Baurecht, hier geht es um Bauhöhe und künftige Abstandsregelungen.

ne: Mindestens ein Viertel der im Jahr 2013 installierten Leistung resultiert aus Repowering-Anlagen. Schätzen Sie, dass dieser Anteil im laufenden Jahr noch deutlich zunehmen wird?

Losada: Dies ist für uns schwer vorherzusehen, da Repowering-Projekte 2013 für Nordex-Errichtungen nur eine untergeordnete Rolle spielten. Langfristig ist zu erwarten, dass der Anteil am Rückbau von Altanlagen deutlich steigen wird.

ne: Bayern lag 2013 mit gut 250 Megawatt Zubau auf Platz 6 der Bundesländer, Baden-Württemberg indes mit knapp 32 Megawatt nur auf Platz 13. Wo sehen Sie die südlichen Bundesländer in den kommenden Jahren ?

Losada: Für das Gelingen der Energiewende ist ein Ausbau der Windenergie in den südlichen Bundesländern entscheidend. Die bisher veröffentlichten Positionen der Bundesregierung, dass Projekte mit Standorteigenschaften unter 77,5 Prozent Referenzertrag nicht mehr vorrangig wirtschaftlich genutzt werden sollen, können das Gelingen der Energiewende stark in Frage stellen. Richtig ist aber auch, dass wir nicht jede Fläche nutzen sollten.

ne: Rheinland-Pfalz lag im vergangenen Jahr mit 413 Megawatt sogar auf  Platz 2 der Bundesländer. Wie haben Sie als Anlagenbauer auf den wachsenden Markt im Binnenland reagiert? Und was bedeutet das für die zukünftigen technischen Entwicklungen?

Losada: Neben dem Ausbau unseres Service-Netzes und der Vertriebsmannschaft in den südlichen Bundesländern, hat sich Nordex bereits seit 2011 mit der Einführung der Binnenlandturbine N117/2400 auf den wachsenden Markt in Schwachwindregionen vorbereitet. Heute ist diese Turbine die Grundlage für die Verdopplung unseres Marktanteils im Heimatmarkt: Rund 75 Prozent unserer Errichtungen in Deutschland gingen im vergangenen Jahr auf ihr Konto. Durch ihre hohe Effizienz können wir zahlreiche Standorte im Binnenland wirtschaftlich nutzbar machen. Mit der Einführung der vierten Generation unserer Baureihe der Multi-Megawatt-Anlagen, der Generation Delta, haben wir seit vergangenem Jahr eine hocheffiziente Produktflotte für alle Windklassen im Gepäck. Durch größere Rotoren, eine gesteigerte Nennleistung, hohe Türme, optimierte technische Systeme und geringe Schallemissionen ist beispielsweise die N131/3000 ein Produkt, das den neuen Anforderungen der Bundesregierung entspricht.

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