ENERGIEPOLITIK _Klimarisiken Arabischer Frühling: Die Aufstände Anfang 2011 in Ägypten (Foto: Tahrir-Platz in Kairo) und anderen Maghreb-Staaten wurden unter anderem durch eine massive Nahrungsmittelknappheit ausgelöst, die infolge von klimabedingten Missernten entstanden war. ein, dass man der aktuellen Polykrise auch mit einer nachhaltigen Friedensordnung be- gegnen kann. In einer kooperativen multi- lateralen Weltordnung könnte die friedens- stiftende Rolle Europas stärker zum Tragen kommen. Die Kriegslogik muss durch eine Friedenslogik ersetzt werden, basierend auf Deeskalation, Diplomatie, Verhandlung und Vermittlung. ne: Welche Rolle könnte das Militär denn überhaupt spielen, um Eskalationen abzu- wenden, die sich aus der Klimakrise oder deren Folgen ergeben? Scheffran: Das Militär hat eine Reihe von Mit- teln, die etwa für den Katastrophenschutz wichtig sind: Räumfahrzeuge, Transportpan- zer, Brückenbaugeräte. Oder auch Sandsä- cke, die bei Überflutungen gebraucht werden. Die Bundeswehr hat bei vielen Katastrophen geholfen, beispielsweise in der Eifel oder bei den Überschwemmungen an Oder und Elbe. Wobei klar ist, dass diese Hilfen ebenso vom zivilen Sektor erbracht werden könnten. Das gilt auch für Kommunikationssysteme oder Satellitenbeobachtung, mit denen in Krisenla- gen gearbeitet wird. Die Mittel sind vorhanden. ne: Ein Blick auf die derzeitige geopolitische Situation und existierende Konflikte wirft die Frage auf: Gibt es bereits Kriege, die durch den Klimawandel ausgelöst wurden? Scheffran: Es sind immer die Kontextfaktoren, die darüber entscheiden, ob der Klimawandel Konflikte verstärkt oder ob er sogar Kriege auslöst. Wenn die Verhältnisse günstig sind, die sozioökonomischen Bedingungen, die po- litischen Rahmenbedingungen, dann sind die Staaten besser gewappnet, um mit klimati- schen Extremen umzugehen und ihnen mit Anpassung oder Katastrophenschutz zu be- gegnen. In fragilen Regionen, wo schon Kon- flikte schwelen, bestehen indes hohe Risiken, dass sie sich infolge des Klimawandels ver- schärfen. Ein Beispiel ist der Mittelmeerraum, insbesondere Nordafrika und der Nahe Osten: Die Region ist konfliktreich und zudem in ho- hem Maß abhängig von Nahrungsmittelim- porten. Wenn da der Klimawandel die Versor- gung beeinträchtigt, wie das beim Arabischen Frühling 2011 der Fall war, dann gibt es quasi eine Initialzündung. Damals schränkten Chi- na und Russland aufgrund von Missernten infolge katastrophaler Klimaereignisse die Weizenexporte ein. Das führte dazu, dass die Bevölkerung in den Staaten des Maghreb, die mit ihren jeweiligen Regierungen unzufrieden war, auf die Straße ging. Es kam zu einer Flä- chenprotestbewegung, die etliche Regierun- gen zu Fall brachte, etwa in Tunesien, Libyen und Ägypten, und in Syrien einen Bürgerkrieg auslöste. Dabei hatte der Klimawandel eine Verstärkerwirkung. Auch für die Tschad-Re- gion in Zentralafrika werden solche Zusam- menhänge diskutiert. Die Anrainerstaaten sind bei der Wasserversorgung vom Tschad- see abhängig, dessen Wasserspiegel in den vergangenen Jahrzehnten stark schwankte. Dadurch haben sich die Lebensbedingungen der Bevölkerung verschlechtert; Fischerei und Landwirtschaft sind stark eingeschränkt. (...) Dies ist eine gekürzte Version des Artikels - den ausführlichen Text finden Sie in der Ausgabe 04/2025 von neue energie. 20 neue energie 04/2025