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24. UN-Klimakonferenz

Schlechte Nachrichten für den Klimaschutz

Joachim Wille, 11.05.18
Während erneuerbare Energien weltweit Erfolge verbuchen, laufen die Vorbereitungen für den nächsten großen Weltklimagipfel im Dezember im polnischen Kattowitz nur zäh. Das geplante Regelwerk zur Umsetzung des Pariser Klimaabkommens, das auf dem Gipfel verabschiedet werden soll, macht kaum Fortschritte.

Die erneuerbaren Energien werden beständig billiger, sie boomen weltweit und schaffen immer mehr Jobs. Erstmals wurde im vorigen Jahr die Schwelle von zehn Millionen Arbeitsplätzen überschritten, wie die Internationale Agentur für erneuerbare Energie (Irena) in dieser Woche meldete. Bis 2030 könnten es fast 24 Millionen sein – wenn die Politik die richtigen Weichenstellungen zum Umbau des Energiesystems vornimmt, weg von Kohle, Erdöl und Erdgas, hin zu Wind, Solar und Biomasse.

Eigentlich hätten solch gute Nachrichten das Bonner Vorbereitungstreffen für den nächsten großen Weltklimagipfel im Dezember im polnischen Kattowitz beflügeln müssen, das am Donnerstag (10. Mai) zu Ende ging. Sie betreffen das Kernthema der Veranstaltung. Doch die über 4000 Delegierten aus fast allen Ländern der Welt kamen in den beinahe zwei Wochen kaum voran. So ist der Text für das geplante Regelwerk zur Umsetzung des Pariser Klimaabkommens, das auf dem Gipfel verabschiedet werden soll, längst noch nicht fertig. Es gab nur kleine Fortschritte.

Der Kattowitz-Gipfel ist der wichtigste seit dem Durchbruch in Paris von 2015. Dort sollen zum Beispiel einheitliche Standards dafür festgelegt werden, wie die einzelnen Länder ihren CO2-Ausstoß messen und angeben. Außerdem geht es um die Ausgestaltung der nationalen CO2-Minderungspläne und die regelmäßigen Checks, ob die Paris-Ziele denn auch erreicht werden.

Schneckentempo bei „Bedienungsanleitung“ für Paris

Dass es selbst beim Schreiben dieser „Bedienungsanleitung“ für Paris so schneckenhaft langsam voran geht, ist kein gutes Zeichen. Umweltschützer kritisierten, einige Länder seien an transparenten und verbindlichen Regeln offenbar nicht so interessiert. Sie haben wohl leider recht damit. Schon wurde auf der Bonner Konferenz geunkt, auch das für September nun zusätzlich angesetzte Treffen zur Kattowitz-Vorbereitung in Bangkok werde nicht reichen. Ein Szenario, dass von den inzwischen 23 UN-Klimagipfeln leider nur zu bekannt ist. Sie werden mit Detailarbeit überfrachtet, sodass für die großen Linien zu wenig Raum bleibt.

Das aber wäre nötig. Denn die Polen-Konferenz soll ja auch Bilanz ziehen, inwieweit die nationalen CO2-Ziele nachgeschärft werden müssen. Bisher reichen die Zusagen aus den fast 200 Ländern bestenfalls, die Erderwärmung bei drei Grad zu stoppen – weit entfernt von den 1,5 bis maximal zwei Grad, die als Sicherheitsleitplanke im Paris-Vertrag festgelegt sind.

Immerhin hat es in Bonn zu diesem Thema zumindest atmosphärische Fortschritte gegeben. Erstmals trafen sich Delegierte, Experten, Investoren sowie Vertreter von Kommunen und Zivilgesellschaft zum „Talanoa“-Dialog – einem offenen, hierarchiefreien Gesprächsformat, das Südseestaaten zur Konfliktlösung nutzen und das von der fidschianischen Präsidentschaft eingeführt wurde. Eindringliche Warnungen vor den Folgen des Klimawandels, aber auch Mut machende Geschichten zu den Möglichkeiten der ökonomischen und gesellschaftlichen Transformationen waren da zu hören.

Es habe „Vertrauen und gegenseitige Achtung geherrscht wie auf keiner Konferenz zuvor“, urteilte der Leipziger Umweltökonomie-Professor und langjährige Gipfelbeobachter Reimund Schwarze. Nur: „Vorangekommen ist man damit kaum.“

 

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