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Risikoanalyse

Klimawandel schürt bewaffnete Konflikte

Joschua Katz - energiezukunft.eu, 29.07.16
Extreme Wetterbedingungen wie Hitzewellen, Fluten oder Dürren haben nicht nur verheerende Umweltauswirkungen, sie können laut einer aktuellen Studie in bestimmten Erdregionen auch das Risiko für bewaffnete Auseinandersetzungen erhöhen. Ethnisch zersplitterte Gesellschaften sind davon besonders betroffen.

Fast ein Viertel der Konflikte in ethnisch gespaltenen Ländern fallen mit Klimakatastrophen zusammen, so das Ergebnis einer Studie von Wissenschaftlern des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (Pik). Die Extremwetter seien dabei zwar nicht immer die Ursache schwelender gesellschaftlicher Spannungen, erhöhten aber die Gefahr für Auseinandersetzungen. „Klimabedingte Naturkatastrophen haben ein destabilisierendes Potenzial, das sich in ethnisch zersplitterten Gesellschaften auf besonders tragische Art und Weise entfaltet“, sagt Leitautor Carl-Friedrich Schleussner von Climate Analytics und dem Pik. Laut den Wissenschaftlern können die Erkenntnisse, die im Fachmagazin „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS) veröffentlicht wurden, hilfreich für künftige Sicherheitsstrategien sein, nicht zuletzt, weil der Klimawandel in den nächsten Jahrzehnten das Risiko für Umweltkatastrophen weiter erhöhen wird.

Strittige Ergebnisse

Viele bisherige Forschungsarbeiten zu dem Thema waren in der Wissenschaft umstritten. Denn sie stützten sich vor allem auf Klimadaten, etwa auf steigende Temperaturen. So haben Forscher der Berkeley Universität im Science Magazine eine Studie veröffentlicht, die eine systematische Risikoerhöhung für unterschiedliche Konfliktarten bei großen Abweichungen von normalen Niederschlägen oder milden Temperaturen belegen sollte. Experten kritisierten an der Meta-Analyse, dass die in der Wissenschaft herrschende Kontroverse um die Klimaveränderungen nicht ausreichend berücksichtigt wurde.

Die neue Studie des Pik konzentriert sich dagegen auf ökonomische Schadensdaten zu Naturkatastrophen. Dabei wird ein etablierter Konflikt-Datensatz mit einer mathematischen Methode und einem Index für ethnische Zersplitterung kombiniert. „Wir waren überrascht, wie sehr die Ergebnisse für ethnisch zersplitterte Länder herausstachen gegenüber anderen Eigenschaften der Länder – etwa ihrer Konfliktgeschichte, Armut oder Ungleichheit“, sagt Ko-Autor Jonathan Donges. „Wir denken, dass ethnische Spaltungen eine gesellschaftliche Bruchlinie sein können, wenn zusätzliche Stressfaktoren wie eben Naturkatastrophen eintreten.“ Damit seien multi-ethnische Länder besonders anfällig für die Folgen des Klimawandels.

Risiko-Abschätzungen für einzelne Länder nicht möglich

Auch wenn die Studie den generellen Zusammenhang zwischen einem Klima-Desaster und dem Risiko für Konfliktausbrüche belegen kann, so ist eine Abschätzung der Wahrscheinlichkeit solcher Ereignisse für einzelne Länder nicht möglich. „Bewaffnete Konflikte zählen zu den größten Bedrohungen für Menschen – für manche enden sie tödlich, andere werden gezwungen ihre Heimat zu verlassen und vielleicht in weit entfernte Länder zu fliehen“, sagt Hans Joachim Schellnhuber, Ko-Autor der Studie und Direktor des Pik. Es sei deshalb sehr wichtig, ethnische Spaltungen und Naturkatastrophen als Verstärker von Destabilisierungsrisiken zu erkennen. Die Ergebnisse der Studie könnten nicht nur einen wichtigen Beitrag zur Sicherheitspolitik leisten, sondern auch bei der Identifizierung von Risikoregionen helfen.

Joschua Katz – energiezukunft.eu

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