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Klimaschutzprotest

„Extinction Rebellion“ – Aufbegehren gegen den Klimatod

Michael Hahn, 15.04.19
In Berlin hat eine Initiative zu Protestaktionen für mehr Klimaschutz aufgerufen. Zu den Maßnahmen gehört auch ziviler Ungehorsam. Die Aktivisten wollten Brücken besetzen und den Verkehr lahmlegen.

„Die Regierungen haben versagt, es ist Zeit für eine Rebellion“ – die Botschaften, die die global-agierende Klimaschutzinitiative „Extinction Rebellion“ verbreitet, könnten kaum direkter sein. Heute waren sie auch in Berlin zu hören, zu symbolischer Uhrzeit, fünf Minuten nach 12 Uhr, vor dem Reichstag. Die Kundgebung, zu der rund 100 Klimaaktivisten kamen, war der Auftakt einer Reihe von Aktionen, zu denen auch ziviler Ungehorsam gehört.

Nach der Kundgebung vor dem Reichstag und einer weiteren Veranstaltung an der Jannowitzbrücke (Berlin Mitte) sollten laut der Organisatoren mehrere Spreebrücken im Stadtgebiet besetzt werden, um den Verkehr lahmzulegen. Das solle „die zerstörerischen Abläufe unseres gesellschaftlichen Alltags unterbrechen und zeigen, dass die Klimakrise nicht länger ignoriert werden kann“, erklärten sie vorab. Laut entsprechender Mitteilungen über den Nachrichtendienst Twitter besetzten die Aktivisten bis zum späten Nachmittag mindestens die Oberbaumbrücke zwischen den Stadtteilen Friedrichshain und Kreuzberg.

Zu den Forderungen der Bewegung zählt unter anderem, dass die Regierungen „die Wahrheit über die tödliche Bedrohung durch die ökologische Krise“ offenlegen und alle Gesetze korrigieren müssen, die der Bewältigung der Krise entgegenstehen. Der Aktivist Tadzio Müller, Energie- und Klimaexperte der Rosa-Luxemburg-Stiftung, kritisierte in seiner Ansprache an der Jannowitzbrücke, dass die Parteien in Deutschland die Klimakatastrophe bislang nicht in ihrem ganzen Ausmaß gegenüber der Bevölkerung darstellen würden.

Eine Forderung von „Extinction Rebellion“ ist deshalb, dass die menschengemachten Emissionen sektorenübergreifend bereits bis 2025 auf null reduziert werden. Damit machen die Aktivisten noch einmal deutlich mehr Druck als die Vertreter von „Fridays for Future“ und „Parents for Future“, die bis 2035 respektive 2040 bei null stehen wollen.

Dass das 2025-Ziel unrealistisch ist oder die Glaubwürdigkeit der Bewegung untergraben könnte, glaubt Annemarie Botzki, eine der Organisatorinnen des Berliner Protests, nicht. „Unsere Aufgabe ist es nicht, ausgehandelte oder politisch machbare Ziele zu setzen“, sagt sie gegenüber neue energie. Es gehe darum zu sagen, was nötig ist. Die Dringlichkeit, dass es einen Umbruch brauche, sei in Politik und Gesellschaft noch nicht durchgedrungen. „Wir können bessere Systeme bauen, auch ein besseres Energiesystem“, ist Botzki überzeugt, „aber wir machen es einfach nicht.“

Extinction Rebellion“ wurde im Oktober in Großbritannien gegründet und ist laut Homepage mittlerweile mit 331 Gruppen in 49 verschiedenen Ländern vertreten, in Deutschland soll es 32 Ortsgruppen geben.

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