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Corona und Klima

Biden als Nachbrenner

Joachim Wille, 17.02.21
Die weltweiten Corona-Konjunkturhilfen sind bislang eher braun als grün. Doch die neue US-Regierung könnte den Trend umkehren, auch als Vorbild für andere Länder.

Viele Staaten weltweit legen Corona-Konjunkturprogramme auf, um die Wirtschaft nach den Lockdowns wieder in Schwung zu bringen. Umwelt- und Klimaschützer hoffen, dass die insgesamt billionenschweren Hilfspakete als Katalysator für die überfällige Öko-Wende wirken. Eine neue Analyse zeigt: Es sieht derzeit nicht gut aus damit. Zwei Drittel der untersuchten Konjunkturprogramme haben unter dem Strich negative Auswirkungen auf Umwelt und Klima. Allerdings könnte das Vorbild der neuen „Biden-USA“ eine Wende bringen.

Bislang unerfüllte Hoffnung

Das UN-Umweltprogramm Unep in Nairobi hatte die Hoffnungen im vorigen Dezember hoch fliegen lassen. „Grün“ ausgerichtete Konjunkturprogramme könnten eine Trendwende beim globalen CO2-Ausstoß auslösen, rechnete es vor. So sei es möglich, die Emissionen bis 2030 so weit absinken zu lassen, dass die Welt auf dem Pfad zur Einhaltung des Zwei-Grad-Erwärmungslimits laut dem Pariser Klimaabkommen wäre. Stichworte: Förderung klimafreundlicher Energieträger, mehr Energieeffizienz, Aufforstung, Abbau fossiler Subventionen.

In ihrem „Greenness of Stimulus Index“ hat die Londoner Strategieberatung „Vivid Economics“ nun die Corona-Programme der größten Industrie- und Schwellenländer, die in der G20 organisiert sind, sowie von weiteren zehn wichtigen Ökonomien analysiert. Insgesamt umfassen die Hilfen 14,9 Billionen US-Dollar (umgerechnet 12,3 Billionen Euro). Davon fließen 4,6 Billionen Dollar in umweltrelevante Sektoren wie Energie, Industrie, Verkehr, Landwirtschaft, Abfallwirtschaft und Landwirtschaft, doch nur 1,8 Billionen sind als „grün“ einzustufen. Grün heißt hier: Sie helfen, die Treibhausgas-Emissionen zu reduzieren oder Naturschutz und Biodiversität zu verbessern.

Bidens Plan: Jobs und Klimaschutz zugleich

Der Bericht zeigt aber auch, dass sich eine Dynamik hin zu einem grünen Aufschwung entwickeln könnte. Hoffnungsträger ist hierbei die neue US-Regierung unter Präsident Joe Biden, die einen Energie- und Klimaplan im Volumen von 1,7 Billionen Dollar auf den Weg bringen und damit auch Millionen neuer Jobs schaffen will. So soll unter anderem die US-Stromversorgung bis 2035 CO2-frei werden. „Das würde einen Sprung vor jede andere große Volkswirtschaft auf dem Index bedeuten“, urteilen die Londoner Experten. Allerdings ist noch unklar, ob Biden das Gesamtpaket durch den Kongress bringen kann oder er Abstriche machen muss. Bisher ist die Bewertung der US-Hilfsprogramme, die teils schon unter Bidens Vorgänger Donald Trump aufgelegt wurden, noch negativ. Das heißt, die Konjunkturhilfen schaden mehr als sie nützen.

Die ersten Beschlüsse der neuen US-Regierung haben laut der Analyse aber bereits spürbare Wirkung auf die Investitionen auch in anderen Ländern, da sie zeigten, dass die Klimaschutzmaßnahmen die Umwelt schützen und gleichzeitig Arbeitsplätze schaffen könnten. „Wir glauben, dass die Ereignisse der letzten Wochen einen Wendepunkt in der Führungsrolle der USA in Sachen Klimawandel und Biodiversität markieren“, sagte Jeffrey Beyer, Ökonom bei Vivid Economics. Positive Signale in punkto grünem Wiederaufbau kamen laut dem Index zuletzt auch aus Kanada, Japan und Großbritannien. 

 

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