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Klimapolitik

Wie grün wird der ukrainische Wiederaufbau?

Tim Altegör, 05.07.22
Bei den Gesprächen zur Reparatur der Kriegsschäden in der Ukraine geht es auch um Klimaschutz. Erneuerbaren-Verbände fordern, Wind- und Solarenergie ins Zentrum zu stellen.

Während der russische Angriffskrieg in der Ukraine vor allem im Osten des Landes andauert, werden bereits Pläne geschmiedet, wie zerstörte Infrastruktur am besten neu aufgebaut werden kann. Im schweizerischen Lugano haben darüber Vertreter zahlreicher europäischer Staaten, der USA und internationaler Organisationen dieser Tage bei einer Konferenz diskutiert. Ein Thema war dabei auch der Klimaschutz. Das Abschlussdokument hält als eines von sieben Prinzipien für den Wiederaufbau fest, dass er im Einklang mit dem Pariser Klimaschutzabkommen stehen müsse.

Passend dazu veröffentlichten ukrainische Solar- und Windenergieverbände gemeinsam mit den europäischen Dachorganisationen Wind Europe und Solar Power Europe ein Papier mit der Forderung, erneuerbare Energien müssten „der Kern des ukrainischen Wiederaufbaus“ sein. Als Ziel schlagen sie 50 Prozent Ökostrom bis 2030 vor. Neben den internationalen Klimazielen gehe es darum, unabhängig von russischen Energielieferungen zu werden.

Er habe zwei Dinge gelernt, so Andriy Konechenkov vom ukrainischen Windenergieverband: „Erstens wird die Ukraine niemals sicher sein, bis wir energieunabhängig sind, und zweitens kann Energiesicherheit niemals durch fossile Brennstoffe erreicht werden.“ Sein Gegenüber vom Solarverband, Artem Semenyshyn, forderte unter anderem ein Programm für Solardächer auf wiedererrichteten Gebäuden.

Regierung setzt auf Ökostrom und Atomenergie

Bislang ist der Erneuerbaren-Anteil in der Ukraine gering. 2019 trugen sie nach Zahlen der International Renewable Energy Agency (Irena) acht Prozent zur Stromerzeugung bei, die Hälfte davon stammte aus Wasserkraft. Vor allem die Solarenergie wurde aber zuletzt ausgebaut. Im gesamten Energiemix spielt Biomasse unter den Erneuerbaren die größte Rolle, es dominieren jedoch Kohle, Gas und Atomenergie. In der Ukraine stehen mehrere große Atommeiler, die zum Teil während des Kriegs unter Beschuss standen.

Dennoch will die ukrainische Regierung an der Atomnutzung festhalten. Ihr Wiederaufbauplan sieht vor, die CO2-Emissionen zu senken und an den Green Deal der EU anzudocken, der die Ukraine beitreten will. Unter anderem ist darin der Ausbau von fünf bis zehn Gigawatt erneuerbaren Energien (ohne Wasserkraft) aufgelistet. 2020 lag ihre Gesamtkapazität bei rund neun Gigawatt. Zugleich soll laut dem Plan aber auch die Atomenergie ausgebaut werden. Für beides sind demnach Investitionen von rund 15 Milliarden US-Dollar nötig.

 

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