Anzeige
Bürgerenergie

Gemeinsam gegen das Risiko

Tim Altegör, 29.07.16
Projekte treten gegeneinander an, der niedrigste Preis gewinnt – das beschlossene Ausschreibungssystem für erneuerbare Energien stellt insbesondere kleine Bürgerprojekte vor Probleme. Ein Ökostromanbieter will ihnen dabei helfen, gegen große Projektentwickler zu bestehen.

Kaum ein Thema wurde im Vorfeld der EEG-Reform so ausgiebig diskutiert wie die Zukunft der Bürgerenergie. Kritiker warnen davor, dass kleinere Projekte von Bürgern, die jahrelang die Energiewende wesentlich geprägt haben, mit dem neuen Ausschreibungssystem nicht mehr – oder jedenfalls wesentlich schlechter – möglich seien. Kurz vor dem Beschluss wurde hier im Gesetz noch nachgebessert, Projekte mit nachgewiesener lokaler Verankerung bekommen nun bei einem Zuschlag statt ihres eigenen Gebots den höchsten bei der Auktion noch erfolgreichen Wert. Zudem müssen sie Genehmigungen erst später einreichen.

Die Regelungen seien jedoch „von sehr zaghafter Natur“, sagt Sönke Tangermann, Vorstand von Greenpeace Energy. „Es ist nicht so, dass wir uns beruhigt zurücklehnen könnten.“ Der Ökostromanbieter hat deshalb jetzt in Berlin ein neues Angebot vorgestellt, mit dem er Bürgerenergie-Projekte im neuen System unterstützen will. Das soll zusammengefasst so funktionieren: Ausschreibungen erhöhen das Risiko, dass ein Projekt nicht umgesetzt werden kann – Verlierer sind im Wettbewerb ausdrücklich vorgesehen. Kleine Akteure, die nur ein Projekt planen, können dieses Risiko, anders als ein großes Unternehmen, nicht streuen und mangels Marktüberblick auch schlechter taktisch bieten.

Verzinsung ist offen  

Greenpeace Energy, das über die Tochter Planet Energy selbst Ökostromanlagen plant und betreibt, will die Bürgerprojekte daher zum einen als Dienstleister beraten, zum anderen aber auch Risikokapital zur Verfügung stellen. Dabei geht es etwa um die Finanzierung der sogenannten Pönale, einer Geldsumme, die von den Bietern hinterlegt werden muss und als Strafzahlung einbehalten wird, wenn sie später trotz Zuschlag ihre Anlage nicht bauen. „Wir ermöglichen eine Streuung des Risikos wie bei einem großen Projektierer“, erklärt Thomas Möhring, Projektleiter bei Planet Energy.

Der Fokus liegt damit auf der frühen Phase eines Projekts, die tatsächliche Umsetzung sollen die Bürger wie gehabt mit Eigenkapital und über Banken finanzieren. Zur Frage, welche Verzinsung sich das Unternehmen für die Risikobeteiligung vorstellt, will sich Tangermann nicht pauschal äußern, das sei projektabhängig, werde aber „moderat“ ausfallen. Im Erfolgsfall will Planet Energy die Anteile wieder an Bürger abgeben, längerfristige Beteiligungen sind erklärtermaßen nicht das Ziel. „Wir wollen uns engagieren, gehen dann aber wieder raus“, sagt Möhring.

Das Unternehmen sucht jetzt Interessierte, mit einigen Bürgerprojekten seien die Gespräche bereits fortgeschritten. Es gebe „Kapitalmittel von weit über zehn Millionen Euro, die theoretisch dafür in Frage kommen“, sagt Tangermann. Zunächst wolle man sich auf Windkraftanlagen beschränken, perspektivisch könnten aber auch Photovoltaik-Projekte dazukommen.

Kommentare (0)

Kommentar verfassen»

Kommentar verfassen

Anzeige
Anzeige