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Fünf Jahre nach Fukushima

Japan ist nicht auf Erneuerbaren-Kurs

Clemens Weiß – energiezukunft.eu, 11.03.16
Fünf Jahre nach der Atomkatastrophe von Fukushima kommt die Energiewende in Japan nur schleppend voran. Vor allem fossile Energien decken den Strombedarf, auch zwei Atom-Reaktoren hat die Regierung bereits wieder angefahren. Nur die Solarenergie legt kräftig zu.

Während etwa 7000 Arbeiter langsam die Atomruine von Fukushima Daiichi unter Kontrolle bringen, leben noch immer Tausende Menschen in Notunterkünften. Die japanische Regierung arbeitet derweil an der zukünftigen Energieerzeugung des Landes und setzt wieder auf Atomkraft. Der Ausbau der erneuerbaren Energien kommt dagegen nur mäßig voran. Zwar hat sich seit 2011 die installierte Kapazität auf 25 Gigawatt verdreifacht, doch 80 Prozent davon macht die Solarenergie aus. Wind, Biomasse und Geothermie gewinnen kaum an Bedeutung. Derzeit bezieht Japan nur etwa elf Prozent seines Stroms aus regenerativen Quellen.

Immerhin hat die Regierung den starren Strommarkt aufgebrochen und will ihn bis 2030 neu ordnen, ab April können Verbraucher ihren Stromanbieter sogar selbst wählen. Dennoch hält die Politik weiter an alten Strukturen fest. Nach einem zweijährigen Stillstand aller 48 Atomreaktoren wurden im August letzten Jahres die beiden Druckwasserreaktoren Sendai 1 und 2 in der südwestlichen Provinz Kagoshima wieder angefahren. Infolge der Atomkatastrophe wurden elf Reaktoren endgültig stillgelegt (inklusive der zerstörten Anlagen), 43 können weiterbetrieben werden.

22 bis 24 Prozent Erneuerbare bis 2020

Die Nuklearaufsichtsbehörde NRA verlangt neue Sicherheitsmaßnahmen, die die Betreiber nun nach und nach umsetzen. Dass die Anforderungen nicht immer ausreichend sind, zeigte das Wiederanfahren der Reaktoren in Takahama im Westen des Landes. Kurz nach Inbetriebnahme Anfang des Jahres verfügte ein Gericht wegen Sicherheitsbedenken, die Reaktoren erneut abzuschalten.

Trotz Protesten aus der Bevölkerung will Japans Ministerpräsident Shinzo Abe zur Atomkraft zurückkehren. Bis 2030 sollen wieder 20 bis22 Prozent des Stroms aus Kernkraftwerken stammen. Der angestrebte Strommix der Regierung sieht außerdem einen Anteil der erneuerbaren Energien von 22 bis 24 Prozent vor, 56 Prozent sollen aus Kohle-, Öl- und Gaskraftwerken kommen. Derzeit liefern fossile Kraftwerke nahezu 90 Prozent der benötigten elektrischen Energie. In einem sind sich Umweltschützer und Regierung immerhin einig: Der Anteil von Kohle, Öl und Gas muss sinken. Die Aktivisten sorgen sich um den Klimaschutz, die Regierung um die hohen Importkosten.

Die Solarindustrie boomt

Kurz nach der Reaktorkatastrophe hatte Japan ein Vergütungssystem nach Vorbild des deutschen Erneuerbare-Energien-Gesetztes (EEG) eingeführt. Inzwischen hat Regierungschef Abe die Förderungen zwar stark gesenkt. Dennoch boomt die Solarindustrie derzeit noch, denn viele der genehmigten Projekte werden gerade erst realisiert. Analysten von Bloomberg New Energy Finance rechnen damit, dass Japan in diesem Jahr eine neue Rekordmenge von bis zu 14,3 Gigawatt Photovoltaikleistung zubauen wird. 2013 und 2014 kamen 7,1 beziehungsweise 10,3 Gigawatt neu hinzu. Im Vergleich zu Deutschland sind das Traumwerte. Japan hat allerdings auch viel aufzuholen. Zudem wird ab 2017 wieder eine Abschwächung des Zubaus erwartet.

Die Erwartungen lasten dann auf kleineren Biomasse-Anlagen und der Windkraft, deren Kapazität bis 2020 auf zehn Gigawatt anwachsen soll. Bislang spielen die anderen regenerativen Erzeugungsarten neben Wasserkraft und Solarenergie kaum eine Rolle. Dabei ist Japan mit seiner Insellage und stabilen Windbedingungen an der Küste wie gemacht für Windenergieanlagen, und auch für Geothermie-Kraftwerke bietet das Land gute geologische Voraussetzungen.

Clemens Weiß – energiezukunft.eu

 

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