Montag früh im Park am Gleisdreieck, am westlichen Rand von Berlin-Kreuzberg: Der Skatepark ist um diese Zeit noch leer, im „Ökoschotter“ neben dem Radweg wachsen in Ruhe ein paar Bäume heran, hin und wieder fahren Züge vorbei. Wenn es nach der Berliner Politik gegangen wäre, gäbe es hier keinen Park, sondern eine Autobahn. Die heutige Idylle ist engagierten Anwohnern zu verdanken, auf deren Druck hin die Pläne Anfang der 90er beerdigt wurden.

Holger Krawinkel hat den Park als Treffpunkt vorgeschlagen, er freut sich über den Erfolg der Initiative, hat hier gleich um die Ecke gelebt. Zuletzt ist er zwischen Mannheim und Berlin gependelt, Ende Oktober dann endgültig umgezogen. Zehn Jahre lang hat Krawinkel als Verbraucherschützer lebhaft in den energiepolitischen Debatten der Hauptstadt mitdiskutiert. Seit dem 15. Juli 2014 arbeitet er nun für den Mannheimer Versorger MVV Energie. Er leitet dort eine neu geschaffene Abteilung, die sich speziell den Interessen der Kunden widmen soll. Zum Abschied sprach sein bisheriger Chef Klaus Müller, Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv), von einem „großen Verlust für den Verband“. Krawinkel habe „die Energiepolitik in Deutschland entscheidend mitgeprägt und der Verbraucherpolitik eine starke, unüberhörbare Stimme verliehen.“

In Medienberichten zu Krawinkels neuem Arbeitsplatz ist meist von einem Seitenwechsel die Rede. Er selbst sieht das anders: „Die Interessener Verbraucher vertrete ich jetzt auch, nur eben im Unternehmen.“ Seine Abteilung, die direkt Vertriebsvorstand Ralf Klöpfer zugeordnet ist, soll herausfiden, was die Kunden eigentlich wollen – und diese Wünsche dann im Unternehmen umsetzen. Das stehe auch nicht im Widerspruch zu dessen Interessen, im Gegenteil: „Ein Energieversorger wie MVV Energie ist künftig darauf angewiesen, den Kundenkontakt zu verbessern. Das ist auch eine Frage der Kultur und damit ein langfristiger Prozess.“

An dessen Ende sollen Service-Angebote stehen, die den Kunden über den bloßen Bezug von Strom hinaus an das Unternehmen binden. Die Energiewirtschaft stehe hier noch ganz am Anfang, Krawinkel sieht seinen neuen Arbeitgeber dabei durchaus als Vorreiter. Er ist sich sicher: Die reine Versorgung mit Energie verliert an Bedeutung.