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Interview

„Das Prinzip Messe habe ich bis in die DNA verinnerlicht“

Interview: Michael Hahn, 08.02.18
…sagt Arne Petersen, seit 2018 neuer Geschäftsführer der Messe Husum. Die Sektorenkopplung hielt er früher für ein Bauteil in Windenergieanlagen. Jetzt kann er sich vorstellen, dass um das Thema künftig neue Messeformate entstehen.

neue energie: Herr Petersen, Sie haben zuvor in Köln unter anderem die Interzum, die Leitmesse für Möbelfertigung und Innenausbau, betreut. Warum jetzt die Messe Husum, wo ein großer Schwerpunkt auf Erneuerbaren und der Windenergie liegt? Wie passt das zusammen?

Arne Petersen: Inhaltlich gar nicht (lacht). Also wenn Sie jetzt die reinen Themen der Messen sehen. Ich habe schon die unterschiedlichsten Bereiche verantwortet. Vor meiner Station in Köln war ich alles andere als ein Innenarchitekt und habe sehr erfolgreiche Einrichtungsmessen gemacht. Das Prinzip Messe habe ich bis in die DNA verinnerlicht. Der Rest ist dann nur – in Anführungszeichen – ein gewisses Fachwissen, das ich mir aneigne, um in den jeweiligen Branchen erfolgreiche Formate aufstellen zu können. Dafür arbeite ich mit Partnern, Beratern und Experten. Es ist noch gar nicht so lange her, da habe ich geglaubt, dass die Sektorenkopplung ein Bauteil oben in der Windmühle ist. Mittlerweile weiß ich es besser.

ne: Sollen Erneuerbare und vor allem Wind auch weiterhin im Fokus der Husum Messe stehen?

Petersen: Ganz klar! Die Themen sollen noch intensiviert werden. Wenn ich mir Husum anschaue und die Stärken von Schleswig-Holstein und Nordfriesland, lande ich relativ schnell beim Thema regenerative Energien. Ich glaube, ich wäre kein guter Messemacher, wenn ich dann nicht sagen würde: Das ist ein Pfund, mit dem Husum wuchern kann. Und da werden wir uns in Zukunft noch viel intensiver mit beschäftigen und gucken, was rund um diese Bereiche möglich ist. Ich glaube, dass gerade unter dem Schlagwort Sektorenkopplung ganz viele Herausforderungen auf uns als Land, als Gesellschaft, als Bundesland zukommen. Ich brauche nicht viel Phantasie um mir zu überlegen, dass aus diesen Themen neue Formate entstehen können.

ne: Die Husum Wind ist eine traditionsreiche Messe, die Fußstapfen ihres Vorgängers Peter Becker gelten als groß.

Petersen: Ich freue mich, wenn mein Vorgänger mir ein gut bestelltes Feld hinterlassen hat. Und das hat Peter Becker bei der Husum Wind. In Köln hatte ich einen Vorgänger, der als „Holzwurm“ galt, als Mister Möbelmesse. Dennoch fanden die erfolgreichsten Messen in diesem Bereich unter meiner Verantwortung statt. Um Fußstapfen mache ich mir daher keine Sorgen. Ich glaube, ich kann einen guten Job machen.

ne: Haben Sie dafür vielleicht schon eine Strategie oder einen Weg, den sie verfolgen wollen?

Petersen: Ich glaube, wenn wir uns noch ein bisschen eingespielt haben, und dabei sind wir auf einem guten Weg, dass die beiden Veranstaltungen in Hamburg und Husum im Wechsel ihre Rolle im Markt finden werden. Hamburg eher international geprägt und wir national. Wobei ich national etwas weiter fassen würde als nur den deutschen Markt. Das Thema Anrainerstaaten ist kein unwichtiges. Und wenn ich sehe, dass wir insgesamt in Deutschland bei den regenerativen Energien sehr fortschrittlich sind, hat ein solcher nationaler Branchentreffpunkt durchaus eine Bedeutung. Ich glaube, dass wir einen großen Vorteil darin haben, eine sehr agile Truppe zu sein, die auch im Rahmen einer Husum Wind schnell auf neue Themen reagieren kann, um diese auf der Messe marktgerecht abzubilden. Das können wir im Zweifelsfall schneller als andere. Dann kann Husum sozusagen der Treffpunkt für das wirklich Innovative sein.

ne: Viele Akteure in der deutschen Windbranche, vor allem mittelständische Unternehmen, stehen unter wirtschaftlichem Druck. Etwa durch Ausschreibungen oder speziell im Norden auch durch das Netzausbaugebiet, ein Ausbau-Moratorium in Schleswig-Holstein und neue Abstandsregeln. Was bedeutet das für die Region und die Messe?

Petersen: Ich habe von diesen Problemen gehört oder darüber gelesen. Aber ich bitte um Verständnis, dass ich erst seit Januar im Amt bin und dazu noch nicht viel Fundiertes sagen kann. Es wäre vermessen zu behaupten, dass ich nach dieser kurzen Zeit schon Experte für Erneuerbare oder die Windenergie bin. Ich habe eine Riesenchance erhalten: Vor wenigen Wochen wurde ich in den erweiterten Vorstand des Landesverbands Erneuerbare Energien Schleswig-Holstein gewählt. Die bisherigen Sitzungen waren wie ein Bildungsurlaub für mich – Urlaub natürlich nicht im wörtlichen Sinne. Dort bin ich mit den absoluten Experten der Branche schnell in engen Kontakt gekommen. In sechs Wochen können Sie mich noch einmal fragen.

ne: Hat Ihre Personalie vielleicht auch den Hintergrund, den Fokus in Husum zu erweitern oder neu zu setzen?

Petersen: Ich glaube schon, dass die Erwartung an mich darüber hinausgeht, nur das Erbe zu verwalten. Das ist auch mein persönlicher Anspruch. Ich hatte einen sehr spannenden Job in Köln und bin nicht nach Husum gekommen, um nur das Bestehende weiterzuführen. Dennoch wird die Windmesse auf ganz lange Sicht eine der wichtigsten Veranstaltungen bleiben. Aber Husum ist für mehr gut als erneuerbare Energie. Wir haben eine sehr erfolgreiche Gastronomie-Fachmesse, die ich als absoluten Rohdiamanten sehe, den ich weiterschleifen und polieren werde. Schleswig-Holstein ist ein Tourismus-Land. Da brauche ich nicht lange, um mir passende Formate zu überlegen. Ich sehe hier viel Potenzial, das war auch ein Grund für meinen Wechsel.

ne: Abschließend, was können die Besucher von der New Energy im März erwarten?

Petersen: Inhaltlich und organisatorisch hatte ich noch keinen großen Einfluss, dafür hat die Zeit seit meinem Amtsantritt logischerweise nicht gereicht. Es steckt eine ganze Menge E-Mobilität in der Messe. Das erachte ich als hochspannendes Thema. Es werden Fahrzeuge von Audi, BMW, Hyundai, Nissan, Renault und Tesla vor Ort sein, was noch einmal die Bedeutung der E-Mobilität für uns und die Region unterstreicht. Wir haben mit Watt 2.0 einen Partner, der ein umfangreiches und spannendes Forum auf die Beine gestellt hat. Dabei geht es um Themen wie die Sektorenkopplung und die Frage, wie die Pariser Klimaziele erreicht werden können. Es ist das Herzstück der Veranstaltung und hat dazu geführt, dass auch der schleswig-holsteinische Wirtschaftsminister und der Ministerpräsident ihr Kommen angekündigt haben.


Arne Petersen
begann seine Karriere 1993 mit einer Ausbildung bei der Hamburg Messe, parallel studierte er Betriebswirtschaftslehre. Anschließend war er unter anderem für Reed Exihibitions und die Deutsche Messe tätig. Zuletzt leitete Petersen den Geschäftsbereichs Messemanagement der Koelnmesse. Seit Anfang 2018 ist er Geschäftsführer der Messe Husum & Congress.

 

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