Weg zur Klimaneutralität kraftvoll zu un- terstützen und mit allen Mitteln für den beschleunigten Ausbau erneuerbarer Hei- matenergien in Bayerns Gemeinden, ins- besondere von Windenergieanlagen, ein- zutreten“. Viel Rückhalt von der Basis Christian Porsch gehört zu den zehn Erst- unterzeichnern des Appells. Dass am Ende rund ein Fünftel aller Bürgermeister in Bayern unterschreiben würde, damit hät- ten sie nicht gerechnet, erzählt er. „Wir waren wirklich begeistert von der Reso- nanz. Das zeigt, dass die Unterstützung da ist, auch für die Windkraftnutzung.“ An der Stelle habe in vielen Kommunen ein Umdenken stattgefunden, auch aus der Erkenntnis heraus, dass eine Stromversor- gung ohne Windenergie in Zukunft nicht funktionieren wird. Porsch ist Bürgermeister von Speichers- dorf. Der Ort liegt im Norden Bayerns im Landkreis Bayreuth. Speichersdorf sei früh in die Energiewende eingestie- gen, mit zwei ersten Windkraftanlagen in den 1990ern. Es folgte unter anderem ein Nahwärmenetz, über das Schule, Rat- haus und Sportarena mit Hackschnitzeln beheizt werden. Vor Kurzem ist ein von der Gemeinde initiierter Bürgersolarpark ans Netz gegangen, ein „großer Wurf“, so Porsch. Die Strommenge aus dem Solar- park, der mehrheitlich der Kommune ge- höre, decke bilanziell den Verbrauch im Ortsgebiet. Das letztliche Ziel sei, einen eigenen günstigen Stromtarif aufzusetzen, für die Anwohner und das örtliche Por- zellanwerk. Zu diesem Zweck laufe jetzt auch die Planung für einen Windpark auf kommunalen Flächen, ein Stromspei- cher soll ebenfalls dazukommen. So sol- len auch diejenigen profitieren, die sich eine finanzielle Beteiligung nicht leisten können, sagt Porsch. Alle Projekte seien im Gemeinderat einstimmig beschlossen worden. Im ARD-Interview wurde Söder auf die Bürgermeister-Initiative angesprochen, er bezeichnete sie dort als „Rückenwind“ für seine Politik. Mittlerweile gab es ein Tref- fen mit den Initiatoren. Der Termin bei Söder sei sehr gut gewesen, sagt Porsch, n e h c n ü M i e l z n a k s t a a t S : o t o F 432 Unterschriften für die bayerische Energiewende: Christian Porsch (Zweiter von links) und einige seiner Kolleginnen und Kollegen Anfang August bei der Übergabe des „Bürger- meisterappells“ an Ministerpräsident Markus Söder (Mitte). „mit der klaren Botschaft: Wir sind da auf einem Nenner“. Es sei beim Appell auch nicht um Kritik an der Staatsregierung ge- gangen, sondern um das Signal, dass die Kommunen einen Kurswechsel mitgehen würden. Ein weiteres Treffen ist geplant, mit den Regierungspräsidenten und den Staatsforsten. Aber klar, „in der Vergan- genheit wurde schon sehr gebremst. Bei den Windausbauzielen hinken wir in Bay- ern hinterher. Damit wir sie einigermaßen erreichen können, muss jetzt wirklich was passieren.“ Grundsätzlich sei man mit der Locke- rung der 10H-Regel und der Ausweisung von Vorranggebieten auf einem guten Weg, findet Porsch. Im Detail gebe es allerdings noch viele Hemmnisse. Die Genehmi- gungsverfahren müssten deutlich schneller werden, alle Verwaltungsebenen müssten an einem Strang ziehen, wenn sich etwa wie in Speichersdorf ein Windparkprojekt über die Grenze zwischen zwei Regierungs- bezirken erstreckt. Porsch plädiert zudem dafür, dass die Hürden für Kommunen ge- senkt werden, selbst in die lokale Energie- wende zu investieren. Im Falle des Bürger- solarparks sei die Prüfung durch den Land- kreis zwar positiv verlaufen, „aber auch, weil wir da sehr hartnäckig diskutiert ha- ben“. Auch da tue sich etwas, die Strom- versorgung werde zunehmend als Teil der kommunalen Daseinsvorsorge verstanden. Überall angekommen sei das jedoch noch nicht. Gewinne vor Ort nutzen Die Flächen stattdessen einfach für priva- te Investoren zu öffnen hält Porsch für den schlechteren Weg. Aus seiner Sicht sollte möglichst viel von der Wertschöpfung der Anlagen vor Ort verbleiben: „Das ist un- heimlich wichtig, es steigert ungemein die Akzeptanz.“ Genauso wie eine Steuerung durch die Gemeinde, was die Standorte angeht. Wenig begeistert ist Porsch des- halb von der neuen bundesweiten Privi- legierung von Freiflächen-Solaranlagen an größeren Bahnstrecken und Autobahnen. Durch Speichersdorf führt eine zweiglei- sige Bahnlinie. An deren Rändern verliere die Kommune nun die Planungshoheit auf 288 Hektar Fläche, fünf bis sechs Prozent des Gemeindegebiets. Porsch würde sich eine Ausnahme wünschen für Kommunen, die den Solarausbau bereits aktiv planen und umsetzen. „Es gibt natürlich Kommu- nen, die machen nichts. Da ist es auch in Ordnung, dass man die kitzelt. Aber wir machen ja schon.“ neue energie 09/2023 13