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Klimaschutz

Weltverkehrsforum fordert umweltfreundlichere Schifffahrt

Michael Hahn, 15.10.15
Der CO2-Ausstoß der Schifffahrt muss sich nach Analysen des Weltverkehrsforums ITF bis 2050 halbieren, um das Ziel, den globalen Temperaturanstieg auf zwei Grad einzudämmen, nicht zu gefährden. Das ITF, eine neutrale Vermittlungsinstanz zwischen Regierungs- und Wirtschaftsvertretern, empfiehlt deshalb im Vorfeld der UN-Klimakonferenz in Paris eine Reihe von Maßnahmen, um die Emissionen der Schifffahrt zu senken.

Der CO2-Ausstoß der internationalen Schifffahrt hat sich seit 2009 verdoppelt, Prognosen gehen davon aus, dass er im Jahr 2050 um 50 bis 250 Prozent höher sein könnte als zum jetzigen Zeitpunkt – je nachdem, wie stark der globale Handel zunimmt. 2012 hat die Schifffahrt insgesamt 0,8 Milliarden Tonnen CO2 in die Luft gepustet, das waren 2,2 Prozent aller Kohlendioxd-Emissionen weltweit. 2050 könnte der Anteil auf 14 Prozent wachsen, warnt das ITF. Wenn sich die Schifffahrtsbranche dem Zwei-Grad-Ziel verschreiben würde, müsste sie ihre Emissionen bis 2050 auf 0,4 Milliarden Tonnen reduzieren und bis 2080 rein rechnerisch bis auf null drücken.

Verbesserungsmaßnahmen vorgestellt

Die erfolgversprechendsten Maßnahmen, um die Emissionen zu senken, sind laut ITF verringerte Geschwindigkeiten, eine bessere Auslastung und die Konstruktion der Schiffe nach internationalen Energieeffizienzstandards sowie der Einsatz alternativer Energiequellen wie Wind-und Solarenergie oder Flüssigerdgas.

Ein Problem beim Durchsetzen strengerer Umweltauflagen besteht nach Ansicht des ITF darin, dass die Schifffahrt ein stark globalisierter Wirtschaftszweig ist. Das lasse den Reedern viele Schlupflöcher. Um die Regulatorien eines Landes zu umgehen, können sie ihre Schiffe etwa unter der Flagge eines anderen Staates fahren lassen. Dies hat zufolge, dass der Großteil der Schiffe inzwischen in Entwicklungsländern registriert ist, wo in der Regel geringere Umweltstandards einzuhalten sind als in den westlichen Industrieländern.

Das ITF empfiehlt deshalb, eine allgemeinverbindliche Emissionsobergrenze für Schiffe einzuführen, der Internationalen Schifffahrtsorganisation IMO das Mandat zu geben, in enger Abstimmung mit der UN-Klimakonferenz einen Aktionsplan mit konkreten Maßnahmen zur Emissionsreduktion zu erstellen, sowie eine Kohlenstoffsteuer von 25 US-Dollar pro Tonne CO2-Ausstoß festzuschreiben.

Bereits im Mai dieses Jahres forderten die Marshallinseln, gemeinsam mit einer Delegation pazifischer Minister und Botschafter, die IMO auf, im Vorfeld der Pariser Klimakonferenz das Ziel auszugeben, die Schifffahrtsemissionen so zu senken, dass eine maximale Erderwärmung von 1,5 Grad nicht überstiegen wird. Die IMO hätte dies abgelehnt, mit der Begründung, zunächst mehr Daten zum Schiffsverkehr sammeln zu wollen und die Ergebnisse der Klimakonferenz abzuwarten, so eine Pressemitteilung des Auswärtigen Amtes der Marshallinseln.

ICS kritisiert Maßnahmen

In einer Stellungnahme kritisiert die internationale Handelsschifffahrtsorganisation ICS, die mehr als 80 Prozent der weltweiten Handelsschifffahrt repräsentiert, die Forderungen des ITF. Eine Kohlenstoffsteuer von 25 US-Dollar pro Tonne CO2-Ausstoß sei beinahe dreimal so hoch wie der Kohlenstoff-Preis, den Onshore-Unternehmen in entwickelten Ländern derzeit zahlen müssten.

Die ICS betont zudem, dass die Schifffahrt ihre CO2-Emissionen in den Jahren 2007 bis 2012 bereits um zehn Prozent reduziert habe, ihr CO2-Ausstoß pro transportierter Tonne Güter und Meile von 2005 bis 2015 um 20 Prozent gesunken sei. Die Schifffahrt sei also bereits auf einem Kohlenstoff-neutralen Kurs, so die ICS.

Das ITF sieht das anders: Die Reduktion der Emissionen im Zeitraum von 2007 bis 2012 ist seiner nach Meinung vor allem auf den Konjunkturrückgang in diesen Jahren zurückzuführen.

Kommentare (1)

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  • 15.10.15 - 19:46, Heinz OTTO

    Danke für den sinnvollen Anfang in der NEUEN ENERGIE, auch die Weltschifffahrt mit deren Emissionen zu betrachten; das passt gut zur neuen BWE-Satzung, sich auch um die EE in der Mobilität kümmern zu wollen.
    Mast+Schotbruch
    Heinz Otto

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