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Jahresauswertung

Erneuerbare und Erdgas legen zu, Kohle und Atom lassen nach

Michael Hahn, 21.12.16
Der Energieverbrauch in Deutschland ist 2016 leicht gestiegen. Die Anteile von Kohle und Atom gingen zurück, während die Erneuerbaren ihre Werte verbessern. Bei der Stromerzeugung kann die Offshore-Windenergie einen Rekord verzeichnen, die Windkraft an Land erlebte hingegen eine leichte Flaute.

Wie aus Berechnungen der Arbeitsgemeinschaft (AG) Energiebilanzen hervorgeht, ist der deutsche Energieverbrauch 2016 auf 13.427 Petajoule (PJ) gestiegen, das sind 1,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Anstieg ist demnach auf die kältere Witterung, den diesjährigen Schalttag, die positive wirtschaftliche Entwicklung und den Bevölkerungszuwachs zurückzuführen. Verbesserungen bei der Energieeffizienz hätten einen weiteren Anstieg verhindert, ohne den Wettereinfluss wäre der Verbrauch zudem nur um circa ein Prozent gestiegen.

Die erneuerbaren Energien hatten der Analyse zufolge mit 1692 Petajoule 2,9 Prozent mehr Anteil am Energieverbrauch als letztes Jahr und steigerten sich auf 12,6 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs. Am stärksten konnte bei den Regenerativen die Wasserkraft ohne Pumpspeicher mit 13 Prozent zulegen, gefolgt von Biomasse mit drei und On- sowie Offshore-Windkraft mit einem Prozent Zuwachs. Der Anteil von Photovoltaik und Solarthermie sank zusammen um ein Prozent.

Mit 4562 PJ lag der Mineralölverbrauch um 1,8 Prozent über dem Wert vom Vorjahr, der von Erdgas (3043 PJ) sogar um beinahe zehn Prozent. Gründe dafür seien die kühlere Witterung und die zusätzliche Nutzung von Erdgas in Kraftwerken, hier besonders in denen mit Kraft-Wärme-Kopplung. Mineralöl hat einen Anteil am Energieverbrauch von 34 Prozent, Erdgas von 23 Prozent.

Öl und Gas lassen Emissionen steigen

Stein- und Braunkohle haben 12,2 respektive 11,4 Prozent beigetragen. Ihr Verbrauch sank laut der Auswertung um vier (Steinkohle) und 2,6 Prozent (Braunkohle) auf 1635 beziehungsweise 1525 PJ. Aufgrund von Kraftwerksrevisionen und der Stilllegung des AKW Grafenrheinfeld (Mitte 2015) sank zudem der Anteil der Kernenergie um 7,4 Prozent.

Der Rückgang beim Kohleverbrauch wurde laut Erhebung durch den höheren Mineralöl- und Erdgasverbrauch mehr als ausgeglichen, weshalb die energiebedingten CO2-Emissionen 2016 um 0,9 Prozent gestiegen seien. Würden der Witterungseinfluss und der Schalttag außer Acht gelassen, läge der Anstieg bei 0,6 Prozent.

Im Gegensatz zum Energieverbrauch wird der Stromverbrauch in Deutschland dieses Jahr vermutlich leicht sinken. Nach Angaben des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) liegt der Brutto-Inlandsstromverbrauch am Jahresende bei circa 592,7 Milliarden Kilowattstunden (Mrd. kWh) Strom, das entspreche einem Rückgang von 0,4 Prozent gegenüber 2015. Die Gründe dafür sieht der Verband in gesteigerter Energieeffizienz und erhöhten Anteilen von Erdgas und erneuerbaren Energien im Wärmemarkt.

Erzeugung bei Wind an Land sinkt

Beim Stromverbrauch wird der Anteil der erneuerbaren Energien dieses Jahr vermutlich 32 Prozent ausmachen, wie der BDEW gemeinsam mit dem Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) ermittelt hat. Bis zum Jahresende könnten die Erneuerbaren 191 Mrd. kWh Strom erzeugen. 2015 waren es 31,5 Prozent und 187 Mrd. kWh. Die Bundesregierung sieht bis 2020 einen Anteil von 35 Prozent Regenerativenergie am Bruttostromverbrauch vor.

Die Offshore-Windkraft verzeichnet nach Angaben von ZSW und BDEW Rekordwerte. Mit 13 Mrd. kWh Erzeugung lag ihr Anteil 57 Prozent über dem von 2015. Die Erzeugung der Windenergie an Land ist dagegen trotz starken Zubaus aufgrund der schlechten Windverhältnisse um beinahe sechs Prozent auf 67 Mrd. kWh gesunken. 2015 lag der Wert bei 70,9 Mrd. kWh. Dennoch bleibt Wind an Land mit 35 Prozent Anteil an der Erneuerbaren-Stromerzeugung die stärkste erneuerbare Energie, Photovoltaik folgt mit 20 Prozent. Deren Erzeugung ist laut Auswertung um circa ein Prozent auf 38 Mrd. kWh zurückgegangen. Wasserkraft steigerte sich um 13 Prozent auf etwa 22 Mrd. kWh, Biomasse und Abfallverwertung um drei Prozent auf 52 Mrd. kWh und Geothermie um zwölf Prozent auf 0,2 Mrd. kWh.

„Der kontinuierliche Anstieg des Erneuerbaren-Anteils am Stromverbrauch ist positiv und bringt uns dem Ziel eines CO2-armen Energiemixes immer näher“, sagt Stefan Kapferer, Vorsitzender der BDEW-Hauptgeschäftsführung. Gleichzeitig wachse der Druck auf den Netzausbau. Das Bundeswirtschaftsministerium habe im Monitoring-Bericht zur Energiewende gerade bestätigt, dass der Ausbau der Netze den gesteckten und notwendigen Zielen deutlich hinterherhinkt. „Um die immensen Kosten für die Stabilisierung der Netze zu senken, müssen Netzausbau und Erneuerbaren-Ausbau deutlich stärker miteinander verzahnt werden. Das wird auch die Verbraucher entlasten", so Kapferer.

Kommentare (1)

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  • 22.12.16 - 08:49, elkelb

    Beeindruckende Zahlen:
    - deutsche Energieverbrauch 2016 auf 13.427 Petajoule (PJ)
    - erneuerbaren Energien 1692 Petajoule -> 12,6 Prozent
    - 2,9 Prozent mehr Anteil

    Auf der anderen Seite: wenn wir verhindern wollen das Mühlheim adR in 50 Jahren an der Nordsee ist, müssen wir bis in 10 Jahren KOMPLETT WELTWEIT aus Kohle, Öl, Gas raus.

    Ich habe noch nicht begriffen wie das funktionieren soll.....

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