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Stromexport

Australien – Stromversorger für Singapur

Bevor Down Under grüne Energie exportieren kann, muss ein 4300 Kilometer langes Unterseekabel verlegt werden.
Von:  Joachim Wille
07.11.2024 | 3 Min.
Von der Küstenstadt Darwin aus will Australien eine Gleichstromleitung bis nach Singapur verlegen.
Von der Küstenstadt Darwin aus will Australien eine Gleichstromleitung bis nach Singapur verlegen.
Foto: Photoshot/picturealliance

Das Projekt erinnert an „Desertec“ – jene hierzulande entwickelte Vision, Europa per Fernleitungen mit Ökostrom aus Afrikas Wüsten zu versorgen, die vor zehn Jahren scheiterte. Doch nun gibt es gute Chancen, dass etwas ganz Ähnliches tatsächlich realisiert wird, allerdings auf der anderen Erdhalbkugel. Es geht um gigantische Photovoltaik-Felder und Windparks, die im Norden Australiens gebaut werden sollen, um nicht nur dort Haushalte und Industrie mit Grünstrom zu versorgen, sondern auch im rund 4500 Kilometer entfernten südostasiatischen Stadtstaat Singapur.

Tor nach Asien

Die Idee zu dem Projekt, genannt „Australia– Asia Power Link“, stammt von dem 2018 in Australien gegründeten Unternehmen „Sun Cable“, zu deutsch „Sonnen- Kabel“. Das Solarkraftwerk mit einer Spitzenleistung von 17 bis 20 Gigawatt soll im sonnenreichen australischen „Northern Territory“ entstehen, ergänzt um die weltgrößten Batteriespeicher, wodurch eine kontinuierliche Stromlieferung ermöglicht würde. Von dem Gelände auf der ehemaligen Rinderfarm „Newcastle Waters“ in der Nähe des Outback-Orts Elliott ist eine 750 Kilometer lange Hochspannungs- Gleichstrom-Übertragungsleitung (HGÜ) in die Küstenstadt Darwin geplant, wo der Strom ins öffentliche Netz fließen und in der Region neue grüne Industrien versorgen soll. Gleichzeitig ist Darwin, genannt „Tor nach Asien“, auch als Ausgangspunkt für ein 4300 Kilometer langes HGÜ-Unterseekabel bis nach Singapur vorgesehen. Die Kapazität der Leitung soll dafür ausreichen, künftig 15 Prozent des in der Wirtschaftsmetropole verbrauchten Stroms zu liefern.

Das Projekt war ursprünglich von dem australischen „grünen“ Internet-Milliardär und Gründer der Software-Firma Atlassian, Mike Cannon-Brookes, und dem ebenfalls superreichen Bergbau-Unternehmer Andrew Forrest angeschoben worden. Die Kosten werden derzeit auf 30 Milliarden australische Dollar taxiert, umgerechnet rund 18 Milliarden Euro. Eigentlich sollte bereits 2023 mit dem Bau begonnen werden, 2026 der erste Strom fließen und 2027 der Export nach Singapur beginnen.

Die Planungen verzögerten sich, doch nun hat Sun Cable einen weiteren Meilenstein für das Infrastrukturprojekt erreicht: Umweltministerin Tanya Plibersek in Canberra erteilte eine erste Umweltgenehmigung für den australischen Teil des Projekts, der die Solaranlagen, Speicher, Leitungen an die Küste sowie den küstennahen Teil des Unterseekabels umfasst. Die Zulassung ist an strenge Auflagen zum Schutz der Natur geknüpft, einschließlich der Auflage, wichtige Tier- und Pflanzenarten zu schützen und kritische Biotope zu meiden. Bereits im Juli hatte auch die Verwaltung des Northern Territory grünes Licht gegeben.

Indonesien hat zugestimmt

Sun Cable teilte daraufhin mit, die Genehmigung belege das Vertrauen der australischen Regierung, dass man das „Projekt von nationaler Bedeutung“ umsetzen könne. Eine Erlaubnis, das Unterseekabel durch indonesische Hoheitsgewässer bis nach Singapur zu verlegen, besitzt das Unternehmen bereits. Die Regierung in Jakarta hatte sie schon im September 2021 erteilt. Eine endgültige Investitionsentscheidung soll 2027 fallen, Strom könnte dann in den 2030er Jahren fließen.

Der Projektzuschnitt hat sich gegenüber dem ersten Plan verändert. Zuerst war es ein reines Solar-plus-Speicher- Konzept, inzwischen gibt es eine Variante, auch noch Windenergie zu integrieren. Der Vorteil: Weil sich die Profile von Photovoltaik- und Windstrom ergänzen, wird weniger Speicherkapazität benötigt, um rund um die Uhr Elektrizität liefern zu können.

Co-Initiator Forrest hatte zwischenzeitlich die Idee favorisiert, sich mit dem Projekt auf die Produktion von grünem Wasserstoff zu konzentrieren. Das führte zu einem Zerwürfnis mit Cannon-Brookes, der an dem ursprünglichen Plan festhalten wollte. Sun Cable ging daraufhin Anfang 2023 in die freiwillige Insolvenz. In einem nachfolgenden Bieter-Wettkampf um das Unternehmen war der Tech-Milliardär, der den alten Plan weiterverfolgt, dann siegreich. In einer Erklärung ließ Cannon-Brookes damals wissen, sein Traum sei es, Australien zur „Supermacht im Bereich der erneuerbaren Energien“ zu machen. Dass der Australia-Asia Power Link weiterverfolgt werde, sei „ein großer Schritt in die richtige Richtung“.

Umweltministerin Plibersek, die der Labor Party angehört, erhofft sich von dem Projekt viele positive Impulse für das Northern Territory, darunter einen Aufschwung der Wirtschaft und neue Jobs. „Dieses gewaltige Projekt ist ein generationsbestimmendes Stück Infrastruktur. Es wird das größte Solarkraftwerk der Welt sein – und Australien zum Weltmarktführer für grüne Energie machen“, sagte Plibersek. Bisher ist Australien vor allem als Kohlenation bekannt.

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