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Ausschreibungen/Genehmigungen

2017: Ausbauziele in Gefahr

Jörg-Rainer Zimmermann, 10.11.15
Bis Ende 2015 könnten in Deutschland Windkraftanlagen mit insgesamt 3,6 Gigawatt Leistung neu installiert werden – das ist rund ein Gigawatt weniger als im vergangenen Jahr. Zudem ist die Zahl der Genehmigungen von Windparkprojekten rückläufig, der für 2017 politisch gewollte Nettozubau von 2500 Megawatt dürfte somit nur schwer erreichbar sein. Zu diesem Schluss kommt eine heute veröffentlichte Analyse der Fachagentur Windenergie an Land.

Laut dem Anlagenregister der Bundesnetzagentur, auf dessen Daten sich die Analyse stützt, wurden bis Ende September 2015 in Deutschland Windkraftanlagen mit einer Leistung von insgesamt 1820 Megawatt (MW) neu installiert. Zur Jahreshälfte hatten der Bundesverband Windenergie (BWE) und der Maschinenbauverband VDMA eine zusätzliche Leistung von 1093 MW verkündet. Im Anlagenregister sind laut der Analyse darüber hinaus Genehmigungen für 800 Anlagen mit 2160 MW erfasst, die noch in diesem Jahr ans Netz gehen sollen. Wenn sie in diesem Umfang umgesetzt werden, würde der Bruttozubau im gesamten Jahr auf rund vier Gigawatt steigen.

Dies sei aufgrund der Erfahrungen der Vorjahre jedoch unwahrscheinlich, betont Jürgen Quentin von der Fachagentur Windenergie an Land. So betrug die mittlere Realisierungsdauer der zwischen Oktober und Dezember 2014 in Betrieb gegangenen Anlagen elf Monate, ein Wert der 2014 für 70 Prozent der Anlagen galt. Auf die aktuelle Situation übertragen hieße das: Derzeit seien rund 400 Genehmigungen für zusammen 1100 Megawatt Windenergieleistung maximal elf Monate alt. Man rechne deshalb bis Jahresende damit, dass von diesen 1100 nur rund 770 MW realisiert werden.

Zwei Bundesländer fallen zurück

Die Analyse zeigt auch Auffälligkeiten bei den Neugenehmigungen. Wurde in Schleswig-Holstein insgesamt für 214 neue Anlagen grünes Licht gegeben, sank die Zahl im dritten Quartal auf nur noch fünf Anlagen. Ursächlich dafür dürfte das im Mai geänderte Landesplanungsrecht sein, wonach neue Anlagen nur noch ausnahmsweise genehmigt werden, bis die gerichtlich gekippten Regionalpläne überarbeitet worden sind, erläutert Quentin. Ein Einbruch ist auch in Bayern zu verzeichnen, dort wurden im dritten Quartal nur noch Projekte mit insgesamt elf MW genehmigt, gegenüber 75 MW in den drei Monaten zuvor.

„In den vergangenen Jahren hatten Schleswig-Holstein und Bayern erhebliche Anteile am Gesamtzubau, im Schnitt der letzten fünf Jahre kamen beide Länder jährlich zusammen auf einen Zubau von rund 700 Megawatt. Wenn diese Länder ihre Genehmigungspraxis auf längere Sicht zurückfahren, Ende 2016 aber die erste Ausschreibungsrunde stattfindet, dürften wir 2017 negative Effekte bei den Ausschreibungsmengen erleben.“ Schleswig-Holstein hatte zuletzt ein zweijähriges Genehmigungsmoratorium beschlossen, Bayern verschärft die Zulassungen etwa über restriktive Abstandsregelungen. Quentin geht in letzter Konsequenz davon aus, dass gesunder Wettbewerb unter diesen Voraussetzungen schwer vorstellbar ist und im Jahr 2017 die in den Bundesländern erteilten Genehmigungen nicht ausreichen werden, um die zur Ausschreibung vorgesehenen 2500 Megawatt Windkraftleistung (netto) zu erreichen. Das politisch gesetzte Ziel für den weiteren Ausbau der Windenergie an Land läuft damit klar erkennbar Gefahr, deutlich verfehlt zu werden.

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