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Havariertes Atomkraftwerk

Tschernobyl-Hülle kostet mehr Zeit und Geld

Katja Dombrowski, 27.04.15
Der Sarkophag, der die radioaktiven Überreste des Reaktors in Tschernobyl notdürftig umschließt, droht einzustürzen. Eine neue Schutzhülle soll helfen, deren Bau verzögert sich jedoch immer wieder. 2017 soll sie endlich fertig werden – doch noch fehlen dafür hunderte Millionen Euro.

Die Schutzhülle für den vor 29 Jahren havarierten Reaktor im ukrainischen Tschernobyl wird nicht rechtzeitig fertig. Ursprünglich sollte der Bau schon vor zehn Jahren abgeschlossen sein. Nach Verzögerungen sah der Zeitplan vor, die Hallenkonstruktion zum 30. Jahrestag des Super-GAU am 26. April 2016 über die Ruine zu schieben. Neuer Termin ist laut dem deutschen Bundesumweltministerium jetzt November 2017. Der kann aber nur gehalten werden, wenn die Finanzierung steht. Zur Fertigstellung fehlen den Angaben zufolge rund 615 Millionen Euro. Um ein Scheitern des Projekts zu verhindern, findet am 29. April in London eine Geberkonferenz zur Weiterfinanzierung statt.

Zur Finanzierung der Baukosten wurde von der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) der Chernobyl Shelter Fund (CSF) eingerichtet. Bislang haben die Europäische Union und 42 Länder rund 1,5 Milliarden Euro eingezahlt. Der deutsche Beitrag beläuft sich nach Ministeriumsangaben auf rund 90 Millionen Euro. Deutschland sei bereit, in den nächsten vier Jahren bis zu 18 Millionen weitere Euro in den Fonds zu geben.

1,5 Tonnen radioaktiver Staub

In den Monaten nach der Katastrophe im Jahr 1986 wurde ein Sarkophag gebaut, um das radioaktive Material schnellstmöglich einzuschließen und eine weitere Ausbreitung von Radioaktivität zu verhindern. Dieser Sarkophag wird zunehmend brüchiger. Er war nur für 20 bis 30 Jahre ausgelegt und hat seine maximale Lebensdauer damit nächstes Jahr erreicht. Nach Informationen von Greenpeace lagern in seinem Inneren 1,5 Tonnen radioaktiver Staub. Falls die Reaktorruine einstürze, könnte der Fallout bis zu 50 Kilometer weit reichen. Kontaminiertes Wasser sickere bereits jetzt ins Grundwasser.

Der radioaktive Fallout nach der Reaktorexplosion verseuchte große Teile Europas. Noch heute sind weite Landstriche kontaminiert. Die Umgebung des Reaktors im Umkreis von 30 Kilometern ist nach wie vor Sperrgebiet.

 

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