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Großprojekt in der Wüste

Tunesischer Solarstrom für Großbritannien

Nicole Allé - energiezukunft.eu, 28.10.14
Nachdem das Desertec-Projekt gescheitert ist, soll nun in Tunesien das größte Solarturmkraftwerk der Welt mit einer Leistung von 2.000 Megawatt entstehen. Ab 2018 soll der Strom via Italien nach Großbritannien transportiert werden.

Ähnliche aber kleiner dimensionierte Anlagen gibt es bereits in den sonnenreichen Gebieten Spaniens oder auch in der kalifornischen Mojave-Wüste. Bei dem tunesischen Projekt „Tunur“ ist nun geplant, per Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ) die Energie nach Mittelitalien zu transportieren und schließlich weiter nach Großbritannien. Der britische Projektierer Nur Energie und die Investmentgesellschaft Low Carbon können dafür auch auf öffentliche Mittel hoffen; erst kürzlich ermöglichte es die britische Regierung, dass auch Energieprojekte im Ausland von britischen Fördergeldern profitieren können – wenn der geförderte Solarstrom dann auch wirklich auf der Insel ankommt.

Ab 2016 soll das Solarturmkraftwerk südlich von Tunis auf einem rund 90 Quadratkilometer großen Areal entstehen, die Leistung des Kraftwerks soll 2.000 Megawatt betragen. Die Kabel werden in einen Graben auf dem Meeresgrund verlegt, wie es bei Desertec geplant war, und enden zunächst auf dem italienischen Festland nordwestlich von Rom. Ab 2018 soll der erste Solarstrom nach Großbritannien fließen. 2,5 Millionen britische Haushalte könnten dann mit erneuerbarem Strom aus Tunesien versorgt werden. In der Kosten-Nutzen- Rechnung sei das konkurrenzfähig zu heimischen Offshore-Windanlagen, sagen die Projektierer. Zum Vergleich: Desertec sollte eine Leistung von mehr als 50.000 Megawatt haben, der Strom war aber hauptsächlich für Nordafrika selbst vorgesehen.

Die meisten großen Solarwärmekraftwerke arbeiten nach dem Parabolrinnenprinzip. Das größte bisher gebaute Solarturmkraftwerk Europas steht in Spanien und hat eine Leistung von 20 Megawatt. In der Wüste Kaliforniens produziert das Turmkraftwerk Ivanpah seit letztem Jahr Solarstrom. Wie aber funktioniert die Technik bei einem solchen Solarturm? Bei dem in Tunesien geplanten Kraftwerk konzentriert ein riesiges Spiegelfeld die Strahlen der Sonne auf den Receiver an der Spitze eines Turms, der mit keramischen Formkörpern gefüllt ist. Die durchgeblasene Luft erhitzt sich auf bis zu 900 Grad Celsius. Die daraus entstehende Energie wird zur Dampferzeugung genutzt, der Dampf treibt einen Turbogenerator an. Ein Teil der Wärme wird in riesigen Speichern in Form von flüssigem Salz zwischengelagert, so dass gespeicherte Energie jederzeit zur Verfügung steht.

Die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit hatte anlässlich des Desertec-Projekts die Wirtschaftlichkeit von solaren Kraftwerken in den Maghrebstaaten Algerien, Marokko und Tunesien ermittelt, die solare Energie in großem Maßstab nutzen wollen. Die Erzeugungskosten liegen demnach bei 15 bis 17 Eurocent pro Kilowattstunde, das wird in etwa auch für das Solarturmkraftwerk angenommen. Die günstigeren Kosten in Nordafrika im Vergleich zu Spanien beruhten darauf, dass die Sonne in der Sahara bis zu 35 Prozent mehr Energie auf die Erde bringe.

Nicole Allé – energiezukunft.eu

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