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Solarflieger

Mit Sonnenenergie und Selbsthypnose um die Erde

Bernward Janzing, 04.03.15
Kommenden Samstag wollen die Abenteurer Bertrand Piccard und André Borschberg mit ihrer „Solar Impulse 2“ zu einem Flug um die Welt starten.

Am Samstag soll es losgehen: Die beiden Schweizer Abenteurer Bertrand Piccard und André Borschberg wollen zur Weltumrundung per Solarflugzeug aufbrechen. Der 57-jährige Piccard, der bereits 1999 als erster Mensch die Erde in einem Ballon nonstop umflog, will damit zeigen, was mit Solarenergie heute möglich ist.

Sein Flugzeug „Solar Impulse 2" ist das Resultat aus 13 Jahren Arbeit, ein 150-Millionen-Euro-Projekt. Es verfügt über 17248 Solarzellen, die auf den Tragflächen angebracht sind und eine Fläche von 270 Quadratmetern einnehmen. Mit einer Spannweite von 72 Metern übertrifft der Solarflieger selbst eine Boeing 747. Mit seinen 2300 Kilogramm ist er dennoch nicht schwerer als so manches Automodell.

Ein Viertel des Gewichts machen die Batterien aus. Trotzdem reichen sie nicht aus, um die Nächte komplett zu überbrücken. Die Piloten werden daher die Energie strategisch nutzen und ihre Flughöhe zwischen fast 9000 und 1500 Meter variieren müssen: Tagsüber wird der Flieger an Höhe gewinnen und zugleich die Lithium-Batterien laden, abends wird er in den Segelflug übergehen, der ihn pro Stunde etwa 1000 Höhenmeter kostet. Erst in der zweiten Nachthälfte sollen dann die Batterien angezapft werden.

 Vier Monate unterwegs

Insgesamt sind für Reise um die Erde mehr als vier Monate angesetzt. Sie soll allerdings nicht am Stück stattfinden, sondern in Etappen. Die beiden Flugpioniere werden sich am Steuer abwechseln, denn um Gewicht und damit Energie zu sparen, hat der Solarflieger nur Platz für einen Piloten. Und für eine Einzelperson wären die Flugzeiten ohne Pausen zu lang. Die Geschwindigkeit der Solar Impulse 2 liegt in maximaler Reisehöhe nur zwischen 57 und 90 Kilometern pro Stunde, auf Meereshöhe kann das Tempo sogar auf die Mindestgeschwindigkeit von36 Kilometern pro Stunde absinken. Somit benötigt der Flieger für die beiden Teilstrecken über den Pazifik und den Atlantik jeweils fünf Tage und fünf Nächte.

Die größte Herausforderung dieses Projektes liegt deshalb nicht  in der Technik, sondern beim Menschen. Der braucht naturgemäß Schlaf, was bei einer fünftägigen Flugetappe ein echtes Problem ist. Piccard und Borschberg haben daher trainiert, immer nur 20 Minuten am Stück zu schlafen –  eine Zeitspanne, die der Autopilot überbrücken  kann. Zehnmal innerhalb von 24 Stunden soll so eine Kurzschlafphase eingeschoben werden. „So was geht nur durch Selbsthypnose“, sagt Piccard, der als Facharzt für Psychiatrie arbeitet.

 Abenteurer aus Tradition

Mit seinem Projekt führt der im schweizerischen Lausanne lebende Abenteurer eine Familientradition fort. Sein Großvater, Auguste Piccard, stieß 1931 als Erster mit einem Gasballon in die Stratosphäre vor, sein Vater Jacques Piccard tauchte 1960 bis zum Grund des Mariannengrabens. Und passend zum 21. Jahrhundert setzt Bertrand Piccard nun auf die Sonne.

Wenn er jetzt am Samstag in Abu Dhabi mit seinem Solarflieger startet, sind die Unternehmen der Luftfahrtbranche außen vor – die zeigten kein Interesse. Flugzeughersteller hätten ihm sogar gesagt, es sei unmöglich, ein Fluggerät zu bauen, das nur mit Solarenergie die Erde umrunden kann, sagt Piccard. Er versuchte gar nicht erst, sie zu überzeugen: „Das mache ich grundsätzlich nicht, ich arbeite nur mit Leuten zusammen, die die nötige Begeisterung aufbringen.“

Bei Technologiefirmen, wie ABB, Schindler und Solvay, fand er schließlich Unterstützung. Längst ist er überzeugt: „Wer etwas Neues versuchen will, kann nicht mit den Vertretern der etablierten Technik arbeiten – er muss sich Leute suchen, die von außen kommen.“

 

 

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