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PV-Markt

Deckel drauf?

Sascha Rentzing, 27.02.14
Nach dem Markteinbruch im vorigen Jahr muss sich die Solarbranche auf weitere Einschnitte bei der Förderung einstellen. Der Ausbau der Photovoltaik droht in Deutschland ins Stocken zu geraten.

Die Solarkrise nimmt kein Ende: IBC Solar, einer der größten deutschen Photovoltaikhändler und Projektierer, hat wegen der anhaltenden Nachfrageflaute im Februar 83 seiner insgesamt 290 Mitarbeiter entlassen. „In Deutschland ist der Markt so klein geworden, dass Einsparungen nötig sind“, erklärt IBC-Solar-Sprecherin Iris Meyer. Um wieder profitabel zu werden, will das Unternehmen aus Bad Staffelstein künftig stärker auf das internationale Projektgeschäft setzen. Gefragt seien Solarkraftwerke unter anderem in Chile, Indien und Japan, so Meyer.

Die Schwierigkeiten des bayerischen Solar-Schwergewichts zeigen: Der Branche geht es allmählich an die Substanz. Laut Statistischem Bundesamt fiel bei den deutschen Herstellern von Solarzellen und Modulen seit Anfang 2012 mehr als die Hälfte von 10 200 Stellen weg. Erstmals seit knapp vier Jahren sank die Beschäftigung unter die Marke von 5000. Nach dem Fabriksterben häufen sich nun die Probleme bei den Händlern und Projektentwicklern: Bereits im Dezember hatte die Freiburger Sag Solarstrom Insolvenz angemeldet, wenige Wochen später entließ der hessische Solaranbieter Wagner 90 Mitarbeiter.

Einbruch um 57 Prozent

Bisher konnten die Systemanbieter die konsequente Absenkung der Solarförderung abfedern, indem sie ihre Anlagen und Projekte mit günstigen Modulen aus China bestückten. Inzwischen lassen sich jedoch selbst mit Fernostware kaum noch profitable Preise kalkulieren. „Die Einspeisetarife für neue Solarstromanlagen sanken in den vergangenen zwei Jahren um 56 Prozent, während die durchschnittlichen Preise für neue schlüsselfertige Solarstromsysteme nur um 25 Prozent reduziert werden konnten“, erklärt Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Solarwirtschaft (BSW). Die Konsequenz: Nur 3304 Megawatt an Solarleistung gingen nach Angaben der Bundesnetzagentur 2013 neu ans Netz – 57 Prozent weniger als im Jahr 2012.

Am stabilsten entwickelte sich im vorigen Jahr noch der Markt für Kleinanlagen bis zehn Kilowatt Leistung. Private Hausbesitzer schraubten sich Module mit 593 Megawatt Gesamtleistung auf ihre Dächer, „nur“ zwölf Prozent weniger als 2012. Einen regelrechten Einbruch gab es hingegen bei den Solarkraftwerken mit mehr als einem Megawatt Leistung. Die neu aufgestellte Kraftwerksleistung sank in diesem Segment um 73 Prozent auf 1164 Megawatt. Angesichts der schlechten Zahlen sieht BSW-Experte Körnig nur noch einen Weg aus der Krise: Die Absenkung der Förderung müsse wieder an der technologischen Lernkurve orientiert werden. Außerdem müsse der Fördermechanismus im Falle eines anhaltenden Markteinbruchs schneller und stärker gegensteuern. „Wenn die Politikjetzt nicht eingreift, droht in wenigen Monaten ein Stopp der solaren Energiewende“, sagt Körnig.

Derzeit deutet jedoch nichts auf ein Entgegenkommen der Bundesregierung hin. Im Gegenteil: Am 9. April will Bundeswirtschafts- und Energieminister Sigmar Gabriel (SPD) den Gesetzentwurf zur Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) beschließen, damit es im August in Kraft treten kann. Seine Vorschläge für die Gesetzesreform sehen schmerzhafte Einschnitte für die Branche vor.

Lohnt sich Eigenverbrauch künftig noch?

Zwar bleibt es bei dem „atmenden Deckel“, also einer monatlichen Degression der Einspeisevergütungen, die sich am Zubau orientiert. Dabei werden entsprechend des bisherigen Ausbaukorridors 2500 Megawatt angestrebt. Dafür will Gabriel jedoch den Eigenverbrauch belasten. Bei neuen Solaranlagen ab zehn Kilowatt Leistung soll für selbst erzeugten und verbrauchten Strom ein Teil der EEG-Umlage von derzeit 6,24 Cent aufgeschlagen werden. Die Idee dahinter ist, dass auch Solarbetreiber an den Kosten für die Energiewende beteiligt werden. Bisher wird die EEG-Umlage nur auf Strom fällig, den Endkunden von ihrem Energieversorger beziehen.

Die Frage ist, ob sich der Eigenverbrauch unter den geplanten Bedingungen noch lohnen würde. Er gilt als ein Weg aus der Krise: Heute lässt sich Solarstrom bereits für elf bis 15 Cent produzieren. Das ist weniger als der Preis, den deutsche Haushalte bei den Versorgern zahlen müssen – er lag 2013 im Durchschnitt über 25 Cent. Würden diese Kilowattstunden mit einem Teil der EEG-Umlage belastet, würden die Gestehungskosten der Solaranlage entsprechend steigen – der Vorteil gegenüber dem Netzstrom wäre teilweise aufgezehrt. Bedenkt man, dass sich der Solarstrom am effizientesten nutzen lässt, wenn die Hausbesitzer ihn in Batterien zwischenspeichern, fällt der Preisvorteil komplett weg. Denn die Anschaffung der Akkus ist teuer und konnte bisher aus der Differenz zwischen Produktionskosten und Netzstrompreis finanziert werden.

Dies ist eine gekürzte Version des Artikels - den ausführlichen Text finden Sie in der Ausgabe 03/2014 von neue energie.

 

Kommentare (1)

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  • 10.03.14 - 17:50, Thorsten Löschen

    Die meisten privaten Dächer, die zum Eigenverbrauch mit PV belegt werden, lassen die Installation von mehr als 10 kWp überhaupt nicht zu. Richtig ist lediglich, dass eine größere Anlage am Ende pro kWp günstiger installiert werden kann und die meisten Installateure nach wie vor nur über den Preis verkaufen können. Hier sind die Argumente ganz klar bei der Sinnhaftigkeit der kleineren Anlagen, auch wenn es etwas mehr Mühe (und auch Geld) kostet.

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