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Braunkohlegeschäft

Vattenfall will raus

Tim Altegör, 31.10.14
Der schwedische Staatskonzern Vattenfall prüft einen Verkauf seiner Braunkohlekraftwerke. Die Klimabilanz des Konzerns könnte das deutlich aufbessern, Umweltschützer lehnen die Pläne dennoch ab.

Als die neue rot-grüne Regierung Schwedens Anfang Oktober verkündete, der Staatskonzern Vattenfall solle sich aus der Kohleverbrennung zurückziehen, feierten Umweltschützer das zunächst als Erfolg. „Die Zukunft von Vattenfall muss in der Entwicklung erneuerbarer Energien liegen und nicht in Kohle und Gas“, hieß es in einer Erklärung der schwedischen Sozialdemokraten.

In Deutschland betreibt Vattenfall mehrere Kohlekraftwerke, die größten davon in der Lausitz. Dort fördert der Konzern den fossilen Energieträger auch selbst. Bisher plante Vattenfall, die Braunkohle-Tagebaue in Brandenburg und Sachsen sogar noch deutlich zu erweitern. Greenpeace etwa bezeichnete den Kurswechsel in Schweden daher als „großen Erfolg für den Anti-Kohle-Protest“.

Jetzt, ein paar Wochen später, ist die Euphorie bereits wieder verflogen. Auslöser des Stimmungsumschwungs ist Magnus Hall, CEO und Präsident von Vattenfall. In Schweden machte der Konzernchef bei der Vorstellung der Quartalszahlen deutlich, was der neue Auftrag für ihn bedeutet: Man prüfe „Optionen für eine nachhaltige und neue Eigentümerstruktur“, in anderen Worten: Das Geschäft mit der klimaschädlichen Braunkohle soll verkauft werden.

Kritik von allen Seiten

Was auf den ersten Blick konsequent erscheint, rief bei der Landesregierung von SPD und Linken genauso wie bei Klimaschützern Protest hervor. Erstere hatte sich wiederholt zur Braunkohle als Wirtschaftsfaktor in der ansonsten strukturschwachen Region bekannt und erst im Juni der umstrittenen Erweiterung des Tagebaus Welzow-Süd zugestimmt. Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) kritisierte die „vagen Vorstellungen“ der Unternehmensführung und forderte einen zügigen Dialog in der Lausitz.

Greenpeace-Energieexperte Karsten Smid wiederum wirft Vattenfall vor, sich einfach aus der Verantwortung zu stehlen: „Ein Verkauf löst nicht das Problem, sondern reicht es lediglich weiter.“ Wenn es der Konzern mit der neuen Ausrichtung ernst meine, müsse Hall „das Braunkohlegeschäft in den kommenden Jahren schrittweise runterfahren und parallel in der Lausitz in Erneuerbare Energien investieren.“

Einem solchen langfristigen Engagement könnten aber unter anderem Vattenfalls Finanzen entgegenstehen. Die von Hall präsentierten Zahlen weisen für das dritte Quartal 2014 einen Verlust von 18 Milliarden schwedischen Kronen aus, umgerechnet fast zwei Milliarden Euro. Er kündigte Maßnahmen zur Kostenreduzierung an, hob allerdings auch hervor, der Schwerpunkt künftiger Investitionen solle in erneuerbaren Energien liegen. Zumindest die Klimabilanz des Konzerns dürfte das deutlich aufpolieren.

 

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