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Nuklearwirtschaft

RWE und Eon planen Ausstieg aus Uran-Geschäft

Clemens Weiß - energiezukunft.eu, 03.11.14
Die beiden deutschen Energiekonzerne Eon und RWE wollen ihre Anteile an dem Uran-Konzern Urenco veräußern, der Anlagen in Deutschland, den Niederlanden, Großbritannien und den USA besitzt. Um den Verkauf zu kontrollieren, schaltet die Bundesregierung Nachrichtendienst und Verfassungsschutz ein.

Der Deal ist brisant, denn der Konzern stellt aus Natur-Uran Brennstoff für Atomreaktoren her, das Geschäft gilt als äußerst sicherheitsrelevant und heikel. Neben den beiden deutschen Teilhabern, denen zusammen ein Drittel der Firma gehört, sind die Niederlande und Großbritannien über Staatsunternehmen ebenfalls mit je einem Drittel beteiligt. Auch sie wollen ihren Teil von Urenco verkaufen, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet.

Bei der Bundesregierung und dem deutschen Nachrichtendienst BND läuten die Alarmglocken. Das deutsch-niederländisch-britische Unternehmen ist mit 31 Prozent Anteil am Weltmarkt wichtigster Lieferant für hochradioaktive Stoffe. Mit dem Wissen und der Technologie lassen sich nicht nur Brennelemente für Atomkraftwerke produzieren. Experten gehen davon aus, dass etwa in der deutschen Anlage in Gronau (NRW), die Urenco betreibt, in relativ kurzer Zeit genügend Material für Atombomben hergestellt werden könnte.

„Der einfachste Weg zur Atombombe“

„Zum Verkauf steht der einfachste Weg zur Atombombe“, zitiert die Süddeutsche Zeitung Michael Sailer vom Öko-Institut in Darmstadt. Als Vorsitzender der Entsorgungskommission und Mitglied der Reaktorsicherheitskommission berät er die Bundesregierung. Wenn die Regierungen in Berlin, Den Haag und London ihre Kontrollmehrheit an Urenco abgeben, könnte es schwierig werden, die gefährliche Technik und das Know-how zu schützen. Ein möglicher Börsengang des Unternehmens nach einem Verkauf würde bedeuten, dass sich praktisch jeder Anteile an der Firma verschaffen könnte. Nicht nur RWE und Eon wollen ganz aus dem Uran-Geschäft aussteigen, auch die Regierungen der Niederlande und Großbritanniens sind offenbar zu einem Komplettverkauf bereit, wie vertrauliche Dokumente belegen.

In einem Schreiben an Mitglieder des deutschen Bundestags teilte Wirtschaftsstaatssekretär Rainer Baake mit: „Im Rahmen der möglichen Veräußerung von Urenco-Anteilen beteiligt die Bundesregierung den Bundesnachrichtendienst und das Bundesamt für Verfassungsschutz.“ Bündnis 90/ Die Grünen fordern ein deutsches Veto beim Verkauf von Urenco. Das ist nicht unmöglich, denn in den Verträgen zur Gründung der Firma aus dem Jahr 1971 wurde den drei Staaten ein Veto-Recht eingeräumt, falls sich die Unternehmensstruktur ändert. Das könnte Deutschland allerdings Ärger und Klagen einbringen. Verkaufswillige Eigentümer könnten vor einem internationalen Schiedsgericht gegen die Bundesrepublik Klage einreichen.

Dem Bericht zufolge arbeiten die Regierungen in Den Haag, London und Berlin daran, sich bei einem Verkauf Mitspracherechte zu sichern, etwa bei der Auswahl der Vorstände des Unternehmens oder der Lieferung von Uran. Experten haben dennoch große Sicherheitsbedenken. Das Problem seien nicht unbedingt die neuen Besitzer, sondern die übernächsten Eigentümer, heißt es. Niemand wisse, wie es mit der Firma in 20 Jahren weitergehe und wer dann das Sagen habe.

Clemens Weiß – energiezukunft.eu

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