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Energiewende

Frankreich plant bis zu 40 neue Atommeiler

Nicole Allé – energiezukunft.eu, 30.10.15
Kurz vor dem Klimagipfel in Paris werden Pläne des französischen Energieversorgers EdF laut. Der will ab 2028 neue Atomreaktor-Modelle in Frankreich bauen. Laufende AKW sollen mit Instandhaltungsmaßnahmen noch bis zu 60 Jahre in Betrieb bleiben.

Da war doch vor kurzem was mit französischer Energiewende? Es war eines von Präsident Hollandes Wahlversprechen, die Energiewende in Frankreich umzusetzen und im Juli wurde deren Beginn auch angekündigt, mit entsprechenden Umsetzungsstrategien vom Ausbau erneuerbarer Energien über Gebäudesanierung bis hin zur Elektromobilität. Umweltministerin Ségolène Royal sprach vom ehrgeizigsten Energiewendegesetz in Europa. 

Doch Frankreichs Staatskonzern Electricité de France (EdF) hat da noch etwas andere Pläne: Laut Meldungen der französischen Nachrichtenagentur AFP plant der Energieriese ab dem Jahr 2028 den Bau neuer, moderner Atomreaktoren vom Typ des europäischen Druckwasserreaktors EPR, die bis 2055 die aktuelle Generation von Reaktoren ersetzen sollen. EdF-Chef Jean-Bernard Lévy spricht dabei von etwa 30 bis 40 neuen Meilern. Für die Instandhaltung der alten Anlagen will EdF rund 50 Milliarden Euro investieren, damit diese noch 60 Jahre am Netz bleiben können.

Bauliche Probleme und Sicherheitsbedenken

Mit dem neuen Reaktortyp EPR gab es allerdings schon Probleme: Im nordfranzösischen Flamanville am Ärmelkanal sollte solch ein Modell bereits 2012 ans Netz gehen. Doch aufgrund baulicher Probleme und wegen Sicherheitsbedenken von Seiten der Behörden wurde die Inbetriebnahme mehrmals verschoben. Die Kosten wurden von EdF von 3,3 Milliarden Euro auf 10,5 Milliarden nach oben korrigiert, frühestens 2018 kann der EPR ans Netz. Derzeit entstehen drei weitere Atomreaktoren des gleichen Typs, zwei davon in China und einer in Finnland.

Während man an Frankreichs Grenze zu Deutschland seit langem auf die Schließung des maroden AKW Fessenheim wartet – auch ein Wahlversprechen Hollandes – will man nun die Schließung Fessenheims mit der Fertigstellung des EPR in Flamanville verknüpfen. Erst die Stilllegung des elsässischen AKW ermöglicht EdF die Fertigstellung der Anlage am Ärmelkanal.

Denn das neue Energiewendegesetz der französischen Regierung begrenzt die Gesamtleistung für Atomstrom auf 62,3 Gigawatt, der Anteil der Atomenergie von derzeit 75 Prozent soll so auf immer noch enorme 50 Prozent des Energieverbrauchs reduziert werden. Sobald der EPR in Flamanville ans Netz geht, würde EdF allerdings diese Menge überschreiten und muss im Gegenzug ein anderes AKW vom Netz nehmen. Von einer ernsthaft gemeinten Energiewende bleibt Frankreich mit derartigen Plänen leider weit entfernt.

Nicole Allé – energiezukunft.eu

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