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Wetterkapriolen und Klimawandel

Rekordhitze in Alaska, tropische Mücken in Deutschland

Jürgen Heup/Clemens Weiß - energiezukunft.eu, 29.05.15
In Alaska war es in den vergangenen Wochen ungewöhnlich warm, heißer als in manchen subtropischen Regionen. Wissenschaftler machen dafür Schwankungen bei Höhenwinden verantwortlich. Hierzulande war es zwar kühler, ein aktueller Bericht der Bundesregierung warnt jedoch vor den Folgen des Klimawandels: Hitzestress und Tigermücken könnten bei uns bald Alltag sein.

Über 30 Grad Celsius – ein neuer Rekord. Das Erstaunliche daran: Gemessen wurde diese Temperatur Mitte Mai in Fairbanks, Alaska  – also dort, wo das Thermometer normalerweise um diese Jahreszeit rund acht Grad anzeigt. Im Örtchen Eagle an der Grenze zu Kanada kletterten die Temperaturen bis auf 32,8 Grad. Damit war es in dieser Permafrostregion heißer als im 6.500 Kilometer weiter südlich gelegenen Houston in Texas, wo der Golf von Mexiko für subtropisches Klima sorgt.

Das Earth Observatory der US-Raumfahrtbehörde Nasa hat auf seiner Internetseite eine Karte zu diesem Wetterphänomen veröffentlicht. Sie zeigt, dass die Temperaturen förmlich auf den Kopf gestellt sind. Im Norden war es in der Zeit vom 17. bis zum 24. Mai überdurchschnittlich warm, im Süden dagegen kälter als normal. Abweichungen von den Durchschnittstemperaturen des Zeitraums 2001 bis 2010 sind mit Rot- und Blautönen hervorgehoben.

Abgeknickter Höhenwind

Die Nasa erklärt die Hitzewelle in Alaska und Kanada mit Schwankungen bei den Starkwindbändern der Stratosphäre in rund 20 Kilometern Höhe. Ein so genannter Jetstream sei dort zurzeit abgeknickt. Statt des üblichen Ost-West-Verlaufs würden die Luftmassen nun stärker von Norden nach Süden getrieben, so das Earth Observatory der US-Weltraumorganisation.

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Die Nasa-Karte zeigt, dass es in Deutschland in diesem Zeitraum kälter war als gewöhnlich. Das ist allerdings kein Grund zur Entwarnung, wie eine vom Umweltbundesamt (Uba) veröffentlichte Studie zeigt. Im 2015 erstmals erstellten Monitoringbericht zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel wird darauf hingewiesen, dass die Zahl der heißen Tage auch bei uns gestiegen ist. Mittlerweile zeige das Thermometer an bis zu acht Tagen im Jahr über 30 Grad, 1950 waren es noch drei Tage. Die Folgen des Klimawandels in Deutschland seien steigende Temperaturen, feuchtere Winter und häufigere Wetterextreme. Auf über 250 Seiten zeigen die Autoren auf, welche Veränderungen sich bereits heute beobachten lassen und welche Gegenmaßnahmen helfen. Die Ergebnisse sollen auch die Bundesländer und Kommunen dabei unterstützen, die Folgen des Klimawandels zu bewältigen.

Wie vielfältig sich Hitzeperioden auswirken, beschreiben die Autoren an Beispielen. So mussten im sehr warmen Sommer 2003 über 30 Kernkraftwerke europaweit ihre Stromproduktion drosseln, weil durch große Trockenheit nicht genügend Kühlwasser zur Verfügung stand. Gesundheitsprobleme sind eine weitere Folge. Durch die Hitzewelle im Jahr 2003 starben in Europa über 30.000 Menschen.

Tigermücke überträgt Malaria und Dengue-Fieber

In Teilen Süddeutschlands konnte bereits die Ausbreitung neuer wärmeliebender Insekten beobachtet werden. Dazu zählt auch die Tigermücke im Oberrheingebiet, die Krankheiten wie das Dengue-Fieber oder Malaria übertragen kann. Der Landwirtschaft machen Wetterextreme wie starke Trockenheit, zunehmende Stürme, Starkregen und Hagel zu schaffen, die zu Qualitätsschwankungen und Ertragseinbußen führen.

„Der Bericht spricht eine eindeutige Sprache: Klimawandel findet auch in Deutschland statt und er wirkt in viele Bereiche des täglichen Lebens hinein“, kommentierte Bundesumweltministerin Barbara Hendricks die Ergebnisse. Die Präsidentin des Umweltbundesamts, Maria Krautzberger, betonte neben der Notwendigkeit der CO2-Einsparung die Dringlichkeit der Anpassung: „Wir können den Klimawandel nicht mehr aufhalten“, sagte Krautzberger. „Selbst wenn wir in diesem Moment alle Treibhausgasemissionen auf null reduzieren, würde sich das Klima für hunderte Jahre weiter ändern.“

 

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