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Interview

„Es ist dringend nötig, Ziele für 2030 festzulegen“

Interview: Andrzej Ancygier, 28.05.15
…sagt Anni Mikkonen, Präsidentin des finnischen Windenergie-Verbands, über die künftigen Herausforderungen in Finnland. Aktuell ist sie für die Windkraft optimistisch, langfristig könnten aber die finnischen Atomkraft-Pläne zum Problem werden.

neue energie: Was sind Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen für die Entwicklung der Windenergie in Finnland?

Anni Mikkonen: Die größte Herausforderung ist zurzeit der Mangel an Förderinstrumenten für Windenergie ab 2020. Die Einspeisetarife gelten nur für die ersten 2500 Megawatt installierter Kapazität. Danach ist keine weitere Förderung vorgesehen. Die Projektentwickler dürfen die Einspeisevergütung im Voraus buchen, sobald sie eine rechtlich verbindliche Bauerlaubnis und einen Netzanschluss erhalten. Unserer Einschätzung nach wird das Kontingent von 2500 Megawatt bis 2017 ausgeschöpft sein und innerhalb der darauf folgenden zwei Jahre werden diese Projekte ans Netz gehen. Es gibt aber noch weitere kleinere Herausforderungen. Zum Beispiel werden schon seit anderthalb Jahren Geräuschhöchstgrenzen angekündigt, bis jetzt wurden diese aber immer noch nicht verabschiedet. Zurzeit gibt es zwei verschiedene Lärmbelastungsgrenzen, die Projektentwickler bei der Planung beachten müssen: einerseits die rechtlich bindenden, andererseits jene, die vom Umweltministerium empfohlen werden. Letztere sind 5-10 Dezibel niedriger. Dieser Umstand ist sehr unübersichtlich für Investoren, Gemeinden und Anwohner.

neue energie: Was sind die weiteren Probleme?

Anni Mikkonen: Ein anderes Problem sind Radaranlagen, die angeblich durch die Windenergieanlagen gestört werden. Aber Finnland ist ein großes Land und es gibt zahlreiche Standorte, an denen die Entwicklung von Windenergie nicht durch diese Einschränkung beeinträchtigt wird. Daher wird das keinen großen Einfluss auf die installierte Kapazität haben, viel mehr aber auf den Zugang zum Verteilungsnetz. Darüber hinaus ist das Baugenehmigungsverfahren langwierig und manchmal überlappend. Inzwischen fand aber ein Lernprozess statt und die Zusammenarbeit zwischen den Behörden und Entwicklern läuft immer häufiger reibungslos. Dieser Lernprozess hilft jedoch nicht, wenn eine Vielzahl an Genehmigungen und Bescheiden herausgegeben werden muss, bevor ein Projekt startet.

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neue energie: Trotz dieser Herausforderungen, sind Sie immer noch optimistisch was die Entwicklung von Windenergie in Finnland betrifft?

Anni Mikkonen: Ja, wir sind sehr optimistisch für die Entwicklung in den kommenden Jahren. Zurzeit befinden sich fast 500 Megawatt in Planung. Ein großer Teil soll noch in diesem Jahr angeschlossen werden – meiner Einschätzung nach zwischen 350 und 400 Megawatt. Das ist eine riesige Kapazitätssteigerung. Weitere 300 bis 400 Megawatt sollen in den folgenden zwei Jahren angeschlossen werden.

neue energie: Was muss die neue Regierung Ihrer Meinung nach tun, um den Ausbau der Windenergie in Finnland zu beschleunigen?

Anni Mikkonen: Was dringend gemacht werden müsste, ist Ziele für 2030 festzulegen und Maßnahmen zu finden, die helfen, diese Ziele zu erreichen. Die Industrie muss vor 2017 wissen, dass es ein neues Förderinstrument geben wird. Ansonsten wird die Entwicklung von Windenergie dramatisch einbrechen. Auch das Planungs- und Baugenehmigungsverfahren muss vereinfacht werden und verschiedene Prozeduren müssen kombiniert werden. Dafür sind gesetzliche Änderungen notwendig.

neue energie: Ende letzten Jahres hat die finnische Regierung Pläne gebilligt, zwei neue Atomkraftwerke zu bauen – zusätzlich zum gerade im Bau befindlichen Reaktor in Olkiluoto. Kann die Inflexibilität dieser Kraftwerke in der Zukunft ein Problem für die Windenergie bedeuten?

Anni Mikkonen: Zurzeit wird die Inflexibilität der Atomkraftwerke in Finnland nicht diskutiert. Ein Grund dafür kann sein, dass sie 2014 weniger als 28 Prozent des in Finnland verbrauchten Stroms erzeugten. Wenn alle gerade im Bau befindlichen und geplanten Atomkraftwerke ans Netz gehen, kann deren Inflexibilität zu einem Problem werden. 

Einen ausführlichen Bericht zu Finnland finden Sie in der Ausgabe 05/2015 von neue energie.

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