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Kohleenergie

Vom Kraftwerksblock bis zum Klimacamp

Jürgen Heup, 13.04.15
Klimaschützer wollen mit einer Kohlekarte über die „ökologisch desaströse Kohlenutzung“ in Deutschland informieren und zum Protest aufrufen. Auch wenn der Flyer als lustiges Wimmelbild angelegt wurde, zeigt er doch ein ernstes Thema: wie sich die Kohlenutzung immer mehr zum Konfliktherd ausweitet.

Wenn sich im Dezember in Paris die Verantwortlichen aus 195 Nationen zur 21. Klimakonferenz treffen, wollen auch die Klimaschützer wieder vor Ort demonstrieren. Im Kampf gegen den Klimawandel halten sie einen raschen Kohleausstieg für entscheidend. Um ihre Forderung zu visualisieren, haben die beiden Umweltorganisationen Power Shift und Robin Wood in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung eine Kohlekarte für Deutschland erstellt. „Wir wollen damit den Widerstand gegen die Kohlekraft sichtbar machen“, sagt Sebastian Rötters, Referent für Klima- und Ressourcengerechtigkeit bei Power Shift.  

Entsprechend zeigt die Karte nicht nur, wo sich Tagebaue, Zechen, Bestandskraftwerke und Kraftwerksplanungen und damit die Konfliktregionen befinden. Das Infopapier in Form eines Flyers soll zugleich eine Kampfansage an die Kohlelobby sein. „Die Karte macht deutlich, dass die Auseinandersetzung um die Zukunft der Kohle in Deutschland mehr ist als ein Konflikt um Klimaschutz und Arbeitsplatzsicherung“, sagt Rötters. „Kohleverstromung in Deutschland wirkt ökologisch, gesundheitlich, kulturell, finanziell und auch menschenrechtlich desaströs.“ Mit der Kohleprotest-Karte werde zudem offensichtlich, dass den Energiekonzernen mit ihrer medienmächtigen Kohlelobby auch eine breite und kreative Kohleausstiegs-Bewegung gegenüber stehe, fügt Philip Bedall, Energiereferent bei Robin Wood an.

Proteste von Paris bis Garzweiler geplant

Um gegen die Nutzung der Kohle aktiv zu werden, setzen einige Organisationen auch gezielt auf zivilen Ungehorsam. Man wolle bewusste Verstöße gegen rechtliche Normen als strategisches Mittel nutzen, um das energiepolitische Konfliktfeld zu politisieren, so die Erklärung der Klimaaktivisten. Das moralische Recht dazu leite man aus dem akut drohenden Klimawandel und den sozial-ökologisch desaströsen Auswirkungen der Kohlenutzung ab. Um den Klimawandel zu stoppen, müsse der Protest sowohl in Paris als auch vor Ort in Garzweiler stattfinden, so die Forderung der Klimaschützer. „Wir registrieren, dass der Widerstand zunimmt“, sagt Rötters. Der Kohleindustrie drohen somit Fernsehbilder, wie man sie bisher nur von der Anti-Atomkraftszene kannte. Nur dass statt Castortransporten künftig die Kohleinfrastruktur in das Visier der Gegner gerät. Die Besetzung des geplanten Tagebaus Hambacher Forst scheint da nur der Anfang zu sein.

Die Kohleprotest-Karte selber sieht aus wie eine Mischung aus Infografik und witzigem Wimmelbild. Es soll den Betrachter länger in den Bann ziehen, erklärt Rötters das Konzept: „Ideal, um sie auch auf der WG-Toilette aufzuhängen.“

 

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