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Interview der Woche

„Wir wollen zeigen, was der Einzelne für den Klimaschutz tun kann“

Interview: Tim Altegör, 16.05.14
Am 1. Juni findet am Brandenburger Tor das jährliche Berliner Umweltfestival statt, mit rund 100.000 Besuchern ist es das größte Europas. Karen Thormeyer, Geschäftsführerin des Veranstalters Grüne Liga Berlin, über Trends für Verbraucher, bleibende Themen und unverzichtbare Mobilgeräte.

neue energie: Die Grüne Liga veranstaltet das Umweltfestival seit 1995. Haben sich seitdem die Themen verändert?

Karen Thormeyer: Das erste Umweltfestival fand 1995 zur ersten UN-Klimakonferenz mit damals 20 Ständen statt, heute sind es mehr als 200. Klimaschutz gehörte von Anfang an neben ökologischem Landbau zu den wichtigsten Themen. Das sind bis heute die Schwerpunkte. Wir wollen zeigen, wie man sich engagieren kann, welche Möglichkeiten es für den Einzelnen gibt, etwas für den Klimaschutz zu tun. Darunter fällt natürlich das Thema erneuerbare Energien, aber auch das Bio-Catering auf dem Festival und umweltfreundliche Mobilität.

neue energie: Welche Rolle spielt dabei Elektromobilität?

Karen Thormeyer: Es gibt immer mehr Teilnehmer, die Elektroräder in verschiedenen Formen anbieten. In diesem Jahr gibt es eine Premiere: Das Festival ist traditionell abfallfrei, das heißt die Caterer nutzen ausschließlich Mehrweggeschirr. Den Weg zum Spülmobil legen wir mit Lastenrädern zurück. Jetzt nutzen wir zum ersten Mal die Elektro-Lastenräder eines Berliner Startups.

neue energie: Das Motto in diesem Jahr lautet „Nachhaltig wirtschaften, effizient verbrauchen, gut leben“. Erneuerbare Energien standen dort zuletzt in den Jahren 2003 und 2004. Haben sich die Schwerpunkte seitdem verschoben?

Karen Thormeyer: Wir richten uns immer danach, was politisch im Gespräch ist. Im letzten Jahr hatten wir aber unter dem Motto „Lebensraum Zukunft“ die Energiewende als einen großen Schwerpunkt. Energie ist immer ein Thema, vom Stromanbieter bis hin zu Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung. Ein Trend sind kleine Lösungen für Endverbraucher. Gerade in Berlin wohnen viele Menschen in der Innenstadt und können sich keine Solaranlage aufs Dach bauen. Ein Unternehmen bietet etwa so genannte Klick-Solarmodule an, mit denen man seinen Laptop oder sein Smartphone unterwegs aufladen kann. Es gibt auch immer mehr Ökostromanbieter auf dem Festival. Die Resonanz ist da von Jahr zu Jahr größer.

neue energie: Die negativen Schlagzeilen über steigende Strompreise haben die Stimmung in der Bevölkerung also nicht getrübt?

Karen Thormeyer: Ich denke, dass die Strompreisdebatte bei vielen Leuten richtig aufgefasst wurde, nämlich als Ausrede. Es können nie alle überzeugt werden, aber immer mehr Leute springen auf den Zug auf und sagen: Ich nehme das Fahrrad, beziehe Ökostrom, ernähre mich bewusster. Das ist ein sehr positiver Trend.

neue energie: Für die jüngere Generation gibt es auf dem Festival das Projekt Global Classroom. Was steckt dahinter?

Karen Thormeyer: Wir machen seit drei Jahren in Schulklassen Lehrveranstaltungen zum nachhaltigen Konsum, auf dem Umweltfestival präsentieren sie ihre Arbeiten. In einem Gymnasium im Prenzlauer Berg haben die Schüler und Schülerinnen zum Beispiel über mehrere Wochen versucht, sich ganz bewusst zu ernähren, weniger Energie zu verbrauchen. Zum Schluss haben sie gesagt: Wir können auf total viel verzichten, aber nicht auf Handy und Laptop. Das ist der Trend der Zeit. Uns ist auch wichtig zu zeigen, dass Umwelt- und Naturschutz nicht nur Verzicht bedeutet, sondern man gut damit leben kann.

neue energie: Beim Thema Nachhaltigkeit gibt es ja durchaus auch Konflikte, etwa zwischen erneuerbaren Energien und Naturschutz…

Karen Thormeyer: Das ist eine schwierige Gratwanderung. Aber diese Konflikte sind lösbar, wenn alle Seiten aufeinander zugehen. Ganz wichtig ist, miteinander zu reden und die Betroffenen zu beteiligen. Wir sollten aber immer auch im Blick behalten: Die umweltschädlichen Alternativen zu erneuerbaren Energien sind Atomkraftwerke und Tagebaue.

 

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